Bildschirmfoto 2021 05 30 um 02.53.16Eine offizielle Bestätigung steht noch aus

Andreas Mink

New York (Weltexpresso) - Das Warten auf einen neuen Vertreter Washingtons in Israel hat ein Ende. Laut US-Medien will Joe Biden die seit dem Ende der Trump-Ära bestehende Vakanz an einer der wichtigsten Vertretungen Amerikas weltweit mit Thomas Nides füllen. Eine offizielle Bestätigung stand bei Redaktionsschluss noch aus. Aber Nides war als ein Favorit für den Posten gehandelt worden und müsste dann noch vom Senat bestätigt werden.

Der 60-Jährige entstammt einer jüdischen Familie aus Duluth, Minnesota. Der Vater war im Investmentgeschäft tätig. Nides folgte ihm nach einem Politologie-Studium und begann eine glänzende Karriere, die ihn über die halbstaatliche Hypothekenbank «Fannie Mae» zu Morgan Stanley, Credit Suisse First Boston und Burston Marsteller schließlich zurück in die Spitzenetage von Morgan Stanley führte.

Angefangen mit einem Studentenjob im Büro des späteren Vize-Präsidenten Walter Mondale unternahm Nides indes wiederholt Abstecher in die Politik. Als überzeugter Demokrat und wichtiger Spender und Spendensammler der Partei war Nides in der Clinton-Ära führend an der Aushandlung des Freihandelsabkommens NAFTA beteiligt und diente unter Barack Obama als Verwaltungschef und damit auf dem dritten Rang des Aussenministeriums. Nides wird eine besonders enge Beziehung zu Hillary Clinton nachgesagt, die ihm 2013 vor seiner Rückkehr zu Morgan Stanley mit dem «Distinguished Service Award» die höchste Auszeichnung im diplomatischen Dienst verliehen hat. 2020 unterstützte er zunächst Amy Klobuchar als Präsidentschafts-Kandidatin, die Senatorin aus seinem Heimatstaat, ehe er ins Lager von Biden wechselte.

Nides gilt als exzellenter Organisator und versiert auf dem politischen Parkett. Ihm wird zudem eine umgängliche Art nachgesagt. In Israel dürfte er noch dank seines Engagements für Milliarden-Kredite während der Obama-Jahre in guter Erinnerung sein. Nides hatte seinerzeit jedoch zudem gegen Versuche im Kongress gearbeitet, Mittel für das UN-Flüchtlingswerk für Palästina (UNWRA) zu streichen.

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Thomas Nides
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 26. 5. 2021