Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel ist besonders. Einerseits charakterisiert durch die Verbindung zu dem pulsierenden, demokratischen Staat mit seiner vielfältigen Gesellschaft sowie der Jahrtausende alten jüdischen Geschichte, andererseits geprägt durch die deutsche Schuld und die Schoah. Daher war es für Oberbürgermeister Peter Feldmann ein Moment der Freude, nach Corona-bedingter Pause wieder den jährlichen deutsch-israelischen Freundschaftstag zu begehen.
Eingeladen hatten zu der Veranstaltung am Dienstag, 6. Juli, die Stadt Frankfurt am Main und Israels Generalkonsulin Sandra Simovich. Frankfurt ist seit 1980 mit Tel Aviv durch einen Freundschaftsvertrag verbunden. Die jüdische Gemeinde am Main ist eine der größten in Deutschland.
Das Stadtoberhaupt unterstrich in seiner Rede die besondere Qualität dieser Verbindung. Feldmann sagte: „Frankfurt steht an der Seite Israels und Tel Avivs – und sagt entschieden Nein zu jeder Form von Antisemitismus.“ Frankfurt stellt sich dieser besonderen Herausforderung auf verschiedenen Wegen. So verurteilte die Stadtverordnetenversammlung in einer Resolution die Raketenangriffe auf Israel im Frühjahr. Feldmann unterzeichnete im Frühjahr erneut die Erklärung „Bürgermeisterinnen und Bürgermeister gegen Antisemitismus“ des American Jewish Committee Berlin. Gleichzeitig verfügt die Stadt über ein vielfältiges Austauschprogramm mit Tel Aviv.
Feldmann begrüßte, dass dieses nach der Corona-bedingten Pause wieder anläuft. So reisen voraussichtlich noch in im Juli Fachkräfte aus dem Jugendhaus Eckenheim nach Tel Aviv. Im Oktober ist ein Künstlerinnenaustausch vorgesehen. Das Jüdische Besuchsprogramm soll im November wieder starten. Es richtet sich an ehemalige Frankfurter Bürgerinnen und Bürger, die während der Zeit des Faschismus verfolgt wurden. Dessen Teilnehmer besuchen die zentrale Gedenkveranstaltung der Stadt zur Pogromnacht am 9. November. „Ich hoffe, dass dies alles wie geplant stattfinden kann“, sagte das Stadtoberhaupt mit Blick auf die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus.
Zugleich plant die Stadt, zusammen mit Gästen das sogenannte Kindertransportdenkmal seiner Bestimmung zu übergeben. Es soll in der Gallusanlage ab September daran erinnern, dass ab 1938 junge jüdische Frankfurterinnen und Frankfurter gerettet wurden, indem die USA, Großbritannien und andere europäische Länder sie aufnahmen. Die Züge mit den Kindern und Jugendlichen fuhren vom Hauptbahnhof ab, in dessen Blickachse das von einer israelischen Künstlerin entworfene Denkmal steht.
„Die ganze Stadt Frankfurt ist Teil des großen Projektes der Verständigung“, sagte Feldmann und verwies auf die 180 Austauschvorhaben der vergangenen zehn Jahre. Zugleich bezog er sich in seiner Rede auf das prosperierende jüdische Leben in der Stadt. So legten zum ersten Mal seit 1939 an der Lichtigfeldschule Absolventinnen und Absolventen eines jüdischen Gymnasiums in der Stadt wieder die Reifeprüfung ab. „Das ist ein ganz großes Glück für Frankfurt“, sagte das Stadtoberhaupt. Der Oberbürgermeister unterstrich: „Und es ist ein Symbol für jüdisches Selbstbewusstsein in Deutschland und darüber hinaus.“
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