Das Hilfsangebot des israelischen Verteidigungsministers, dem Nachbarn im Norden aus seinen Problemen zu helfen, dürfte dort auf wenig Gegenliebe stoßen
Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Wir stehen bereit, um dem Libanon aus seinen Wirtschaftsproblemen zu helfen». Dieses grosszügige Angebot, das der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz formuliert hat, dürfte in Beirut als billige Propaganda des reichen Nachbarn aus dem Süden abgetan werden.
Gantz sprach nahe der nördlichen israelischen Grenzstadt Metulla an der Einweihung eines Denkmals zu Ehren von gefallenen Soldaten der mit Jerusalem alliiert gewesenen Südlibanesischen Armee (SLA).
Israel habe schon in der Vergangenheit dem Libanon seine Hilfe angeboten und sei bereit, dieses Angebot zu wiederholen. Wahrscheinlich werden die Libanesen die Offerte ähnlich wie die bisherigen behandeln und mit (politisch vielleicht nicht ganz freiwilliger) Verachtung strafen. «Wir sind bereit, zu handeln», versicherte Gantz, «und andere Staaten zu ermutigen, dem Libanon ihre helfende Hand zu offerieren, damit das Land wieder erblühen und sich von seiner derzeitigen Krise erholen kann».
Das Zedernland steckt mitten in einer ernsten Wirtschaftskrise mit einer Knappheit an Benzin, Medikamenten und elementaren Gütern. Die libanesische Währung ist am Zusammenbrechen, und die Banken des Landes sind dazu übergegangen, Abhebungen und Transfers zu beschränken. «Als Israeli, Jude und Mensch schmerzt es mein Herz, die Bilder von Menschen zu sehen, die hungrig auf des Strassen Libanons wandeln», klagte Gantz.
Für die libanesische Krise, die gegen Ende 2019 begann, machen viele Bürger die Korruption und Misswirtschaft der politischen Klasse verantwortlich. Die libanesische Terroristengruppe der Hizbollah sei laut Gantz für einen Grossteil der Krise verantwortlich. Die Schiiten würden sie benutzen, um eine Übernahme des Landes vorzubereiten. «Ohne die Hizbollah und deren Hinterleute hätten wir bereits einen Frieden mit dem Land erzielt», sinnierte der israelische Verteidigungsminister.
Foto:
Beirut nach der Explosion
©zdf.de
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 6. Juli 2021