ardmediathekUnd wie sieht es damit an der Mosel aus?  Eine Hausfrau wundert sich

Adele Hübner-Neuwerk

Insel Neuwerk (Weltexpresso) – Von Peter Struck haben wir gelernt, dass unsere Sicherheit  am Hindukusch verteidigt werden muss und von Annegret Kramp-Karrenbauer wissen wir, dass unsere Sicherheit auch im afrikanischen Mali verteidigt werden muss. Nun hat das Hochwasser in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen wieder einmal gezeigt, dass unsere Sicherheit in Wirklichkeit von ganz anderer Seite her bedroht wird und sozusagen ständig vor der eigenen Tür lauert.

Manche sagen, das Eine hätte mit dem Anderen nichts zu tun, aber das stimmt nicht. Hätte man zum Beispiel die 12,5 Milliarden Euro, die der Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan gekostet hat, in den Hochwasserschutz investiert, wäre die jetzige Katastrophe wahrscheinlich nicht so schlimm ausgefallen. Es ist ja nicht so, dass unsere verantwortlichen Politiker das nicht auch bedacht hätten. Es gibt sogar ein eigenes Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit Sitz in Bonn, das nach eigener Darstellung eine „wesentliche Säule im Gesamtkonzept der nationalen Sicherheitsstruktur Deutschlands“ darstellt. Aber was  können die 18 Zivilschutzhubschrauber des Bundes bewirken, wenn solche Wassermassen den Leuten den Boden unter den Füßen wegreißen?

Im Übrigen ist das auch gar nicht Sinn und Zweck der Übung.  Offizielle Aufgabe der Behörde ist es, „ die Bevölkerung im Spannungs- und Verteidigungsfall wirksam zu schützen“. Die Beteiligten denken also nur in die Richtung eines möglichen Krieges. Wenn in Friedenszeiten  etwas Schlimmes passiert, brauchen sie sich also nicht angesprochen zu fühlen. Da hilft dann nur die Bundeswehr mit ihrem schweren Gerät und ihren scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten.

Ich denke jedes Mal, nur gut dass unsere Jungs dann sofort zu Stelle sind.. Bevor die aus Afghanistan zurückgekehrten Soldaten ihren Frust in den Heimatunterkünften ausbrüten und dabei auf dumme Gedanken kommen, sollte man sie zur Beseitigung der Trümmer in den zerstörten Dörfern einsetzten, es sei denn, die Gulaschkanone der betreffenden Einheit ist nicht gerade kaputt. Auch hier gilt schließlich: Erst kommt das Fressen, dann die Moral.

Dass sich jetzt  über all die Klugscheißer zu Wort melden, die alles schon vorher besser gewusst haben, ist normal  Es müsse  dringend aufgearbeitet werden, welche Regierungsstellen versagt hätten, tönt es von links bis rechts. Dabei schielen sie alle auf den 26. September. An dem Tag wird der Bundestag neu gewählt, da möchten sie liebend gern bella figura machen, wie neulich die Italiener bei der Fußball Europameisterschaft.

Wenn der graue Alltag beginnt und das Geld der Steuerzahler verteilt werden soll, sieht alles ganz anders aus. Da werden die Chinesen mit ihrem weltweiten Seidenstraßenprojekt als größte Gefahr an die Wand gemalt, nicht zu vergessen den grimmigen Herrscher im Kreml, der Tag und Nacht darüber nachsinnt, wie er unsere Sicherheit am schnellsten untergräbt. Unterdessen suchen die Menschen in den Dörfer der Eifel und an der Mosel  im Schlamm nach den Resten ihrer Habe und nach einer Antwort auf die Frage, wo  ihre Sicherheit tatsächlich am ehesten bedroht ist, am Hindukusch, in Mali oder im eigenen Land.

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