Oberbürgermeister Feldmann überreicht symbolisch eine „Frankfurter Küche“ an Partnerstadt Tel Aviv zum 40sten
Roswitha Cousin
Tel Aviv (Weltexpresso) - Da kommt ja einiges zusammen. Ob der Frankfurter OB in Israel noch die deutsche Bundeskanzlerin gesehen hat? Sie hat ihren Abschiedsbesuch für ihr Kommen, der Frankfurter OB will das gemeinsame architektonische Erbe der Bauhaus-Metropolen als zentrales Thema der Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft herausstellen.
Seit 40 Jahren sind Frankfurt und Tel Aviv Partnerstädte: Um diesen Anlass zu feiern, ist Oberbürgermeister Peter Feldmann gemeinsam mit einer Delegation nach Israel gereist. Am Sonntag, 10. Oktober, stand das Programm der Gruppe um das Stadtoberhaupt im Zeichen des gemeinsamen architektonischen Erbes beider Städte. Dies zeigt sich in den Städtebauprojekten Neues Frankfurt und Weiße Stadt, die aus den 1920er und 1930er Jahren stammen, umfassende bauliche, kulturelle und technische Erneuerungen mit sich brachten und den Beginn der Moderne in beiden Städten markierten.
„Wir feiern heute die Zusammenarbeit unserer Städte zur Wahrung des architektonischen Erbes der Moderne“, sagte Oberbürgermeister Feldmann. „Tel Aviv und Frankfurt haben in kurzer Zeit viel geschafft. Anfang des Jahres wurde das Memorandum of Understanding unterzeichnet: ein Bekenntnis, eng zusammenzuarbeiten, unser gemeinsames Erbe zu wahren und weiterzuentwickeln sowie den Austausch zwischen Architekten, Wissenschaftlern und Künstlern zu fördern. Heute haben wir einen Grundstein gelegt, um diese einzigartige Beziehung im Angesicht der gemeinsamen Tradition der Moderne zu vertiefen.“
Anlässlich des 40. Jahrestags der Städtepartnerschaft übergab Feldmann dem Tel Aviver Oberbürgermeister Ron Huldai im Max-Liebling-Haus eine originale „Frankfurter Küche“ – eine der bekanntesten Erfindungen des Neuen Frankfurts. Sie wurde von der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky im Auftrag des städtischen Hochbauamtes entwickelt und gilt als weltweit erste Einbauküche. Die Küche wurde in den Jahren 2020 und 2021 in Frankfurt aufwendig restauriert, basierend auf einem engen Austausch zwischen der Ernst-May-Gesellschaft in Frankfurt und dem Max-Liebling-Haus in Tel Aviv. Restaurierung, Transport und Einbau in Tel Aviv wurden durch das Frankfurter Kulturdezernat mit 20.000 Euro gefördert.
„Die Frankfurter Küche ist Sinnbild der Frankfurter Bautradition“, sagte Oberbürgermeister Feldmann. „Sie ist der Urtyp der modernen Einbauküche. Die Ernst-May-Gesellschaft pflegt das Erbe des Neuen Frankfurts und hat einen Fundus mit vielen ‚Frankfurter Küchen‘, die in liebevoller ehrenamtlicher Arbeit restauriert werden. Ich bin sehr stolz, nun ein Stück unserer Bautradition hier in Tel Aviv sehen zu können.“
Die nach Tel Aviv geschickte Küche stammt ursprünglich aus der Siedlung Bornheimer Hang. Vorbild bei der Restaurierung war die vor 15 Jahren restaurierte Küche des Ernst-May-Hauses in der Siedlung Römerstadt. Eine Blaupause gab es aber nicht, denn die „Frankfurter Küche“ wurde in vielen Varianten verbaut. In den diversen Bauabschnitten der insgesamt 12.000 Wohneinheiten in 21 Siedlungen wurde sie immer wieder verfeinert. Teilweise unterscheiden sich sogar die Küchenmodelle der Siedlungshäuser von der einen Straßenseite zur anderen. Vor diesem Hintergrund wurde die Übertragung einer Küche vom Bornheimer Hang ins Tel Aviver Liebling-Haus unter Kunsthistorikern und Denkmalpflegern viel diskutiert. In ihrer Initiative sehen die Akteure vor allem neue museale Wege der Kommunikation.
Die Reise der „Frankfurter Küche“ nach Tel Aviv ist Teil der Initiative der Stadt Frankfurt zur Wiederentdeckung ihres klassisch-modernen Kulturerbes der 1920er Jahre. Bereits 2017 gründeten Kulturdezernentin Ina Hartwig und Planungsdezernent Mike Josef in Kooperation mit der Ernst-May-Gesellschaft das „Forum Neues Frankfurt“, um das Bauhausjubiläumsjahr 2019 in Frankfurt vorzubereiten.
2019 entschieden die Partnerstädte, das Kulturerbe der Moderne zu einem Schwerpunkt des Jubiläums zum 40. Jahrestag der Städtepartnerschaft zu machen. Pandemiebedingt musste der Plan mehrmals überarbeitet werden, wurde aber letztlich durch das internationale Online-Symposium „Kontext, Kontrast, Kontinuität – Erhalt des kulturellen Erbes und Stadtentwicklung“ 2020/21 realisiert: ein Kooperationsprojekt von Deutschem Architekturmuseum, Liebling Haus – White City Center (Tel Aviv Yafo) und der Ernst-May-Gesellschaft sowie ICOMOS, DOCOMOMO Deutschland und DOCOMOMO Israel. Im Frühjahr unterzeichneten Kulturdezernentin Hartwig und Planungsdezernent Josef sowie ihr Tel Aviver Amtskollege First Deputy Mayor Doron Sapir die politische Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) mit dem Bekenntnis der beiden Städte zum Kulturerbe der Moderne, das mit dem Neuen Frankfurt und der Weißen Stadt beide Orte bis heute prägt, sowie zu dessen Pflege und Fortentwicklung.
Kulturdezernentin Hartwig sagt: „Die Moderne ist ein vielschichtiges historisches Phänomen, das die Städte Tel Aviv und Frankfurt auf eine jeweils ganz eigene Weise geprägt hat und verbindet. Wir haben uns Anfang des Jahres dazu verpflichtet, dieses Kulturerbe gemeinsam zu pflegen und weiterzuentwickeln. Mit dem Einbau der Frankfurter Küche im Max Liebling Haus hat diese Kooperation eine erste konkrete Realisierung erlebt, die nicht die einzige bleiben wird.“
„Die Moderne hat den Städtebau von Tel Aviv und Frankfurt maßgeblich geprägt. Das Zusammenspiel von Gebäude und Freiraum ist nur eine Parallele, die beide Städte verbindet. Wir arbeiten seit einiger Zeit daran, die anstehenden Aufgaben in der Weißen Stadt und im Neuen Frankfurt gemeinsam zu besprechen, um so zu integrierten Lösungen zu kommen. In Frankfurt haben das Forum Neues Frankfurt und das Deutsche Architekturmuseum die Projektkoordination übernommen, in Tel Aviv Yafo ist das Liebling-Haus für uns der wichtigste Partner. Ich freue mich sehr, dass die Frankfurter Küche nun als Symbol für diese gute Zusammenarbeit in Tel Aviv Yafo angekommen ist“, sagt Planungsdezernent Josef.
Fotos:
Kochperformance zur Einweihung der Frankfurter Küche
©Yael Schmidt
Oberbürgermeister Peter Feldmann mit David Dilmaghani (Kulturdezernat), Sharon Golan-Yaron (Lieblinghaus), und Roswitha Väth (Ernst-May-Gesellschaft) auf dem Dizengoff-Platz – Mittelpunkt der Weißen Stadt von Tel Aviv,
©Noa Guttmann
Kranzniederlegung am Itzhak Rabin Memorial in Tel Aviv
©Noa Guttmann
Oberbürgermeister Peter Feldmann und sein Tel Aviver Amtskollege Ron Huldai,
© Yael Schmidt