israelimpfenVierte Impfung könnte kontraproduktiv sein, aber Vakzin schützt Jugendliche auch vor Omikron

Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Israel ist das erste Land, das gewissen Risikogruppen eine vierte Impfung gegen das Coronavirus anbietet. Inzwischen hat das Sheba Medical Center in Tel Aviv erste Ergebnisse aus seinen Studien zur vierten Impfung veröffentlicht. Ganz offensichtlich hilft sie nicht allzu viel gegen die Omikron Variante. Sie erhöht zwar die Antikörper ganz wesentlich, doch diese sind ja nicht für die Mutante ausgelegt. Da aber vor allem ältere Israelis ihren Booster schon vor vier oder gar fünf Monaten erhalten haben, schien eine erneute Auffrischung sinnvoll, trotz allem.

Doch inzwischen gibt es Experten, die vor zu viel Impfungen warnen, so etwa Doron Melamed, Professor für Immunologie am Technion in Haifa. Er ist überzeugt, dass das Immunsystem ermüden würde: «Wenn man geimpft wird, dann entwickelt der Körper, während er das Immunsystem aktiviert, sogenannte Gedächtniszellen. Gleichzeitig aber gibt es dazu auch noch flexible Zellen, die sich jeweils spezifisch ausrichten können.» Da sich aber das Virus ebenso wie das Grippe-Virus ununterbrochen verändert, sei es ganz wichtig, dass diese flexiblen Zellen erhalten bleiben.

Impfungen, die immer wieder mit demselben Vakzin durchgeführt werden, stärken zwar die Gedächtniszellen und die Antikörper, das aber gehe auf Kosten der flexiblen Zellen, die auf Mutationen besser reagieren könnten, führt Melamed weiter aus. Das Prinzip der Immunsystem-Ermüdung sei zwar wissenschaftliche noch nicht weit verbreitet, aber unter Epidemiologen setzt sich diese Theorie immer mehr durch. «Am Ende könnten häufig wiederholte Impfungen geradezu schädlich sein», meint der Wissenschaftler. Die israelische Regierung höre nicht auf Meinungen von Immunologen, sondern nur auf Mediziner und andere Fachleute, kritisert Melamed.

Auch Professor Ronit Calderon-Margalit vom Hadassah Medical Center sieht als Epidemiologin die vierte Impfung kritisch: «Die Entscheidung wurde gefällt, weil die dritte Impfung so ein grosser Erfolg war». Interessant dagegen ist eine neue Studie, die soeben vom Gesundheitsministerium und verschiedenen medizinischen Institutionen in Israel herausgegeben wurde. Demnach schützt das nun bereits seit über einem Jahr verwendete Vakzin von BioNTech-Pfizer Kinder und Jugendliche auch sehr gut gegen Omikron.

Klar ist, dass die Wissenschaft ständig dazulernt. Und Israelis sind dabei die Versuchskaninchen für die ganze Welt. Das ist der Preis, den sie dafür zahlen müssen, dass sie von Pfizer als erste und ständig Impfstoff geliefert bekommen haben und weiter bekommen. Der Deal, den der damalige Premier Netanyahu mit Pfizer-CEO Albert Bourla ausgehandelt hat, beinhaltete ja, dass die israelischen Daten an Pfizer weitergegeben werden, damit, sozusagen in einem millonenfachen Versuchslabor, die Auswirkungen und Möglichkeiten des mRNA-Impfstoffs in Realtime beobachtet werden können.
 
 
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In Israel wird fleissig geimpft - zu viel des Guten?
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 20. Januar  2022