Neue Details zu Kunstraub-Vorwürfen gegen Michael Steinhardt
Andreas Mink
New York (Weltexpresso) - Der prominente Philanthrop, Investor und Kunstsammler musste aufgrund einer Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft von Manhattan 180 Antiquitäten an nahöstliche Herkunftsländer zurück geben.
Die JTA wirft mit einem aktuellen Report über die Kunstraub-Vorwürfe gegen Michael Steinhardt ein Schlaglicht auf den Einfluss des Philanthropen, Investors und Kunstsammlers in Israel. Dies wird an der 2200 Jahre alten «Heliodorus Stele» deutlich, die Steinhardt 2006 einem Händler in Israel namens Gil Chaya abgekauft hatte. Der will das Stück mit historisch bedeutsamen Inschriften aus der Zeit vor dem Makkabäer-Aufstand aus einer palästinensischen Sammlung erworben haben. Steinhardt hat die Stele dem Israel Museum als Dauer-Leihgabe anvertraut.
Doch inzwischen mehren sich Hinweise, dass die Stele aus den Höhlen von Tel Maresha im «Beit Guvrin-Maresha National Park» in Zentral-Israel geraubt worden ist. Dort waren bei Grabungen 2005 zwei Bruchstücke mit Inschriften gefunden worden, die dann als Teile der Stele identifiziert werden konnten. Bemerkenswert daran ist, dass die Grabungen in Tel Maresha häufig von Freiwilligen aus Besuchergruppen von «Birthright Israel» unterstützt werden. Diese Stiftung wurde bekanntlich 1999 von Steinhardt mit gegründet. Tel Maresha wurde 2014 von der UNESCO als Teil des Weltkulturerbes anerkannt (Link).
Anfang Dezember hatte die Staatsanwaltschaft von Manhattan ein Strafverfahren gegen Steinhardt aufgrund des Besitzes geraubter Antiquitäten durch ein Abkommen beigelegt. Demnach muss er 180 Antiquitäten im Wert von 70 Millionen Dollar an nahöstliche Herkunftsländer zurück geben. Laut der Anklage hat Steinhardt in den letzten drei Jahrzehnten über 1000 dieser Gegenstände erworben, besessen oder verkauft. Er darf zukünftig überdies keine Stücke aus Epochen vor 1500 v.d.Z. erwerben.
Die von Cyrus Vance geführte Staatsanwaltschaft war ursprünglich durch eine Statue aus dem Libanon auf Steinhardt aufmerksam geworden, die dieser dem Metropolitan Museum geliehen hatte. Das Stück erwies sich als Raubgut. Der 80-Jährige erklärte zu dem Abkommen, er habe stets im guten Glauben an eine rechtmässige Provenance von Stücken gekauft. Vance warf ihm dagegen in einer harsch formulierten Presseerklärung vor, am Antiquitäten-Markt «über Jahrzehnte mit raubgierigem Appetit auf geplünderte Kunstwerke und ohne jede Rücksicht auf die Rechtmässigkeit» seiner Handlungen agiert zu haben. Steinhardt habe dabei keinerlei moralische Hemmungen gezeigt und sich «auf ein globales Untergrund-Netzwerk von Gangster-Bossen, Geldwäschern und Grabräubern verlassen». Vance hatte mit Ermittlungsbehörden in elf Länder zusammengearbeitet, darunter Israel und die Türkei (Link).
Steinhardt war 2019 aufgrund von Missbrauchs-Vorwürfen mehrerer Frauen in die Schlagzeilen gekommen. Er soll eine Vizepräsidentin der jüdischen Campus-Organisation Hillel bei einem Gespräch über Spenden zu Sex mit ihm aufgefordert haben. Nachdem die junge Frau immer wieder ablehnte, wollte Steinhardt sie für eine Million Dollar an zwei männliche Mitarbeiter «versteigern», die bei der Besprechung anwesend waren. Schliesslich wies er die Spenden-Anfrage ab und forderte die 35-Jährige auf, erst als verheiratete Frau mit Kindern wieder bei ihm vorzusprechen. Laut der «New York Times» (Link) war in der jüdischen Philanthropie, aber auch im Antiquitätenhandel gut bekannt, dass Steinhardt Frauen mit sexuellen Angeboten, Aufforderungen zu «flotten Dreiern» oder auch zu Heirat und Familiengründungen mit anderen Männern zu bedrängen pflegte.
Laut dem JTA-Bericht war dies auch in Israel gut bekannt. Aber das Israel Museum und andere Kulturinstitutionen hätten sich bislang der Kritik und Aufregung um Steinhardt nicht angeschlossen.
Foto:
Die Höhlen von Tel Maresha at Beit Guvrin-Maresha National Park inIsrael
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 21. Januar 2022
Die Höhlen von Tel Maresha at Beit Guvrin-Maresha National Park inIsrael
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- Kategorie: Zeitgeschehen