... vom Tango lernen!

Klaus Jürgen Schmidt

Norddeutschland (Weltexpresso) – Also ich kann keinen Tango, aber ich sehe gerne zu. Doch nicht dabei kam mir der Gedanke, sondern bei einem Telefonat mit einer älteren Dame, die nach einem Sturz seit sechs Monaten versucht, wieder auf die Beine zu kommen. Dabei mache sie schon Fortschritte hörte ich und fragte spontan, ob sie denn auch schon Rückschritte mache. Sollte ein aufheiternder Witz sein. Aber dann kam diese Antwort:„Hab hinten doch keine Augen!“ So kam ich auf den Tango.Tango ohne elegante Rückschritte geht gar nicht. 


Aber da halten sich ja zwei Partner in immer neuen Formationen fest, drehen und wenden sich, lassen nie einander los – und schauen dabei in alle Richtungen. Gäbe es im Rücken des einen – der einen ein Hindernis, es würde elegant von beiden umtänzelt.

Könnten auch zwei Männer miteinander Tango tanzen?

Zum Beispiel Jens Stoltenberg und Wladimir Putin?

Stellen wir uns das 'mal vor – bitte schön nicht bildlich – sondern nur die Hindernisse, die beide zu umtänzeln hätten. Diese Hindernisse sind zwar den beiden bekannt, werden aber von den Zuschauern durch unterschiedliche Brillen betrachtet. Sie sind sogar bereit, jenem Beifall zu spenden, der ein abruptes Ende des Tanzes gerade noch verhindern konnte. Während beide also weiter tänzeln, kommt es zwischen Zuschauern zu einem Brillen-Wechsel. Sie wollen selber sehen, an welchem Hindernis der soeben mit Beifall Bedachte den gemeinsamen Tanz nicht hat scheitern lassen.

Hindernisse, so erkennen die Zuschauer nach dem Brillenwechsel, lauern jeweils hinter dem Rücken des vom Stolpern bedrohten Partners. Wie sind sie da aber hingekommen? Wer hatte ein Interesse daran, den Tanz eventuell doch im Chaos enden zu lassen – falls beide Partner nicht genügend aufeinander acht geben?

Kennen Sie die Geschichte vom „Letzten Tango“?

Nein, ich meine nicht den Spielfilm von Bernardo Bertolucci aus dem Jahr 1972, der von einem Amerikaner und einer jungen Französin erzählt, die sich in einer Pariser Wohnung zu Gesprächen und zum Sex treffen.

Ich meine einen vom WDR co-produzierten Film, der vor dem Hintergrund der politischen Veränderungen Argentiniens die Geschichte der zwei berühmtesten Tangotänzer des 20. Jahrhunderts erzählt: María Nieves Rego und Juan Carlos Copes, deren Schicksal untrennbar mit der Entwicklung des Tangos verbunden ist.

Maria und Juan haben sich leidenschaftlich geliebt und gehasst, haben geheiratet und sich getrennt, konnten nicht mit, aber auch nicht ohne einander leben, haben aber nie aufgehört miteinander zu tanzen – fast 50 Jahre lang!

Vom Tango lernen: ... zum Beispiel die Rüstungen wegräumen, die die Herren Stoltenberg und Putin zum Stolpern bringen könnten!

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© KJS

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