Bildschirmfoto 2022 03 03 um 00.03.36Die Situation in der Ukraine

Andreas Mink

Kiew (Weltexpresso) - «Wozu ist es gut, 80 Jahre lang 'Nie Wieder´ zu sagen, wenn die Welt dann schweigend zuschaut, wie die Stätte von Babyn Yar erneut bombardiert wird?»

Am gestrigen Nachmittag wandte sich Wolodimir Zelensky via Twitter an die Weltöffentlichkeit: « Wozu ist es gut, 80 Jahre lang 'Nie Wieder´ zu sagen, wenn die Welt dann schweigend zuschaut, wie die Stätte von Babyn Yar erneut bombardiert wird? « Dabei wurden mindestens fünf Menschen getötet. Die Geschichte wiederholt sich...» (Link). Der ukrainische Präsident reagierte damit auf einen russischen Bombenangriff auf die Stätte des von den Deutschen im September 1941 begangenen Massakers an 33'000 ukrainische Juden. Babyn Yar ist eine Schlucht ausserhalb von Kiew. Dort liegen Massengräber der Opfer und derzeit werden dort eine Erinnerungsstätte und Holocaust-Museum errichtet (Link).

Zunächst blieb unklar, welche russischen Einheiten den Angriff durchgeführt haben und wozu dies gedient haben kann. Die Information wurde zuerst von einer ukrainischen Nachrichtenagentur verbreitet und provozierte auch in Israel umgehend scharfe Kritik an Russland. So erklärte der aus der Sowjetunion stammende Natan Sharansky, Putin suche den Holocaust zu verdrehen und zu manipulieren, um die illegale Invasion eines souveränen, demokratischen Landes zu rechtfertigen. Dies ist zutiefst abscheulich: «Es ist symbolisch, dass er den Angriff auf Kiew mit der Bombardierung der Stätte von Babyn Yar beginnt, wo das grösste Massaker der Nazis stattgefunden hat» (Link). Sharansky ist Vorsitzender des «Babyn Yar Holocaust Memorial Center».

Auch das Holocaust Museum in Washington verurteilt den Angriff und die anhaltenden Attacken Russlands auf unschuldige Zivilisten: «Die Instrumentalisierung des Holocaust als Vorwand für diese Invasion und der heute bei #BabynYar verursachte Schaden stellen eine gravierende Bedrohung der Erinnerung an den Holocaust dar» (Link).

Foto:
Raisa Maystrenko, 78, steht neben der Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Massakers der Nazis in Babyn Yar - die Russen bombardierten die Stätte jüngst
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 2. März 2022