Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Russland attackierte am Freitag den israelischen Außenminister Yair Lapid, weil Israel eine Woche zuvor zusammen mit anderen Staaten Russland wegen seiner Invasion der Ukraine aus dem Uno-Menschenrechtsrat suspendiert hatte. Gemäss einer Verlautbarung des Moskauer Außenministeriums wurde Lapid eine «anti-russische Attacke» vorgeworfen, weil er nach der Abstimmung in der Vollversammlung mit der Mehrheit gestimmt hatte.
Es war erst das zweite Mal, dass einem Land die Mitgliedschaft im Rat aberkannt worden ist. Das Ministerium formulierte es wie folgt: «Es besteht der Drang, Vorteil zu nehmen von der Situation rund um die Ukraine, um die internationale Völkergemeinschaft von einem der längsten ungelösten Konflikte abzulenken – dem palästinensisch-israelischen Konflikt». In der Verlautbarung wurde gleichzeitig Israel angegriffen für die «illegale Besetzung und schleichende Annektierung palästinensischer Gebiete». Russland kritisierte auch die «Blockade des von der Hamas regierten Gazastreifens», den Israel seiner Meinung nach benötige, um zu verhindern, dass Waffenlieferungen Terrorgruppen in der Enklave erreichen würden.
Weder Aussenminister Lapid noch das israelische Aussenministerium reagierten zunächst auf die russischen Anwürfe. Israel hat es bis jetzt stets vermieden, sich seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine zu offensichtlich einer der beiden Konfliktsparteien zu nähern. Als einer der wenigen westlichen Staaten unterhält Jerusalem sowohl mit der Ukraine relativ warme Beziehungen als auch mit Russland, das den syrischen Luftraum kontrolliert, den Israel regelmässig benutzt, um iranische Proxies oder Waffenlieferungen anzugreifen. Ob die harschen Worte aus Moskau das drohende Ende der israelischen Freiheit im syrischen Luftraum ankünden?
Foto:
Der russische Aussenminister Sergey Lavrov.
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 17. April 2022
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Der russische Aussenminister Sergey Lavrov.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 17. April 2022