dw.comfriedhofKonterkarierte Verhältnisse im Ukraine-Krieg

Redaktion tachles

Kiew (Weltexpresso) - Im Ukraine-Krieg sind zerstörte jüdische Stätten für die Ukrainer der Beweis, dass die Russen nicht gegen Nazis kämpfen.

Während der Kämpfe im Ukraine-Krieg nahe der russischen Grenze wurde am vergangenen Sonntag der jüdische Friedhof von Hlukwiw, einer ukrainischen Ortschaft, bombardiert. Auf dem Friedhof liegen etwa 1500 Juden begraben.

Er ist nicht der erste jüdische Friedhof, der in diesem Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die meisten Toten in Hlukwiw waren Opfer eines berühmten Pogroms im Jahre 1918. Unter ihnen sind Samuel Nochimowitsch Schumjazky, ein Bruder eines bekannten Rabbiners, sowie ein Schochet namens Ber Israelewitsch Barkan.

Der ukrainische Kulturminister Oleksander Tkaschenko erklärte, dass auf dem Friedhof auch einflussreiche Rabbiner beerdigt seien: «Es ist ein besonderes Symbol für das gesamte jüdische Volk. Der Beweis, dass höhere Mächte auf unserer Seite sind, ist dass die Gräber der obersten Zaddikim überlebt haben», so der Kulturminister. Für die Ukraine sind jüdische Stätten, die in diesem Krieg beschädigt oder zerstört werden, äußerst bedeutsam. Die Russen führen diesen Krieg ja, um angebliche Nazis, die die Ukraine beherrschen, zu vernichten. Dass dabei auch Denkmäler wie das von Babyn Yar oder das Holocaust-Mahnmal in Charkiw beschossen und zerstört wurden, ist für die Ukrainer ein Beweis, dass die Russen ihre Geschichte vernichten wollen. Aber auch, dass es den Russen natürlich nicht um irgendwelche Nazis geht, wo doch der ukrainische Präsident Selenskij selbst Jude ist.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 11. Mai 2022