Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Israel ist sichtlich daran gelegen, in der kontroversen Frage rund um das Büro der Jewish Agency in Moskau die Spannungen abzubauen und zu einer sachlichen Diskussionsbasis zurückzufinden. Der israelische Staatspräsident Isaac Herzog etwa deutete am Dienstag an, dass Israel bemüht sei, in dem wachsenden Disput Zurückhaltung zu bewahren, bezüglich aller möglichen Schritte, die Tätigkeiten der Jewish Agency in Russland zu beschränken. Russland schickte gleichzeitig gemischte Reaktionen.
Es handle sich bei der ganzen Sache um «rein juristische Aspekte» heisst es jetzt in Moskau. Das dortige Aussenministerium warf Israel jedoch weiter ein «destruktives» und «tendenziöses» Verhalten gegenüber Moskau vor. Präsident Herzog, der selber 2018-2021 an der Spitze der Jewish Agency gestanden hatte, meinte am israelischen TV, das Thema liege ihm zwar sehr am Herzen, doch es sei besser, öffentliche Äusserungen dazu auf ein absolutes Minimum zu beschränken.
«Einige Dinge sollten besser ungesagt bleiben», meinte Herzog und fuhr fort: «Russland ist ein wichtiges Land. Es gibt zahllose verschiedene Szenarien und Erklärungen, wie all dies geschehen konnte. Je weniger wir in dieser Angelegenheit sagen, und je mehr wir tun – umso besser».
Der Kreml sagte am Dienstag, bei den Schritten zur Schliessung des Jewish Agency Büros in Moskau handle es sich um eine «rein rechtlich Angelegenheit. Die Sache sollte sehr vorsichtig behandelt werden». Premierminister Yair Lapid, der anfangs eine harte Linie gegen die Russen eingeschlagen hatte, scheint nun zurück zu buchstabieren: Israel bleibe bereit für einen «Dialog» mit den Russen, sagte Lapid am Dienstag und meinte weiter: «Die Beziehungen zwischen Israel und Russland basieren auf einer langen Geschichte, einer regelmässigen Kommunikation und gegenseitigen Interessen». Im Herzen dieser Beziehungen liege die jüdische Gemeinde. Weiter meinte der israelische Regierungschef: «Wenn rechtliche Themen aufkommen in Beziehung auf die wichtige Aktivität der Jewish Agency in Russland, ist Israel, wie immer bereit, in einen Dialog einzutreten und dabei die wichtigen Beziehungen zwischen den Staaten aufrecht zu erhalten».
Das tönt schon ganz anders und differenzierter als das anfängliche, unkontrollierte Gepolter aus Jerusalems Büros. Vergessen wir nicht, worum es Israel letztlich geht, gehen muss: Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs versucht Israel, zwischen seiner Unterstützung für Kiew und Schlüsselinteressen in Moskau zu balancieren. Dazu gehört auch das Wohlergehen der großen jüdischen Gemeinschaft in Russland sowie die Fähigkeit des israelischen Militärs, im benachbarten Syrien frei gegen iranische Kräfte und pro-iranische Gruppen in Syrien zu operieren, wo Russland wichtigen Einfluss ausübt. Gleichzeitig eröffnete das israelische Außenministerium am Montag, es werde die humanitäre Hilfe an die Ukraine erhöhen und umgerechnet 725’000 Dollar an mindestens neun ukrainische Hilfsorganisationen direkt überweisen, und nicht mehr an die ukrainische Regierung.
Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine haben rund 16’000 Juden ihre russische Heimat in Richtung Israel verlassen. Auch das zeigt, dass Israel verschiedene Interessen gleichzeitig verfolgt und gemäß des Grundsatzes der Quadratur des Kreises alles daran setzen muss, zwischen Freund und Feind so hin- und her zu lavieren, dass keine der Seiten so verletzt wird, dass ein dauerhafter Schaden in den Beziehungen unvermeidlich zu werden droht.
Der Kreml sagte am Dienstag, bei den Schritten zur Schliessung des Jewish Agency Büros in Moskau handle es sich um eine «rein rechtlich Angelegenheit. Die Sache sollte sehr vorsichtig behandelt werden». Premierminister Yair Lapid, der anfangs eine harte Linie gegen die Russen eingeschlagen hatte, scheint nun zurück zu buchstabieren: Israel bleibe bereit für einen «Dialog» mit den Russen, sagte Lapid am Dienstag und meinte weiter: «Die Beziehungen zwischen Israel und Russland basieren auf einer langen Geschichte, einer regelmässigen Kommunikation und gegenseitigen Interessen». Im Herzen dieser Beziehungen liege die jüdische Gemeinde. Weiter meinte der israelische Regierungschef: «Wenn rechtliche Themen aufkommen in Beziehung auf die wichtige Aktivität der Jewish Agency in Russland, ist Israel, wie immer bereit, in einen Dialog einzutreten und dabei die wichtigen Beziehungen zwischen den Staaten aufrecht zu erhalten».
Das tönt schon ganz anders und differenzierter als das anfängliche, unkontrollierte Gepolter aus Jerusalems Büros. Vergessen wir nicht, worum es Israel letztlich geht, gehen muss: Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs versucht Israel, zwischen seiner Unterstützung für Kiew und Schlüsselinteressen in Moskau zu balancieren. Dazu gehört auch das Wohlergehen der großen jüdischen Gemeinschaft in Russland sowie die Fähigkeit des israelischen Militärs, im benachbarten Syrien frei gegen iranische Kräfte und pro-iranische Gruppen in Syrien zu operieren, wo Russland wichtigen Einfluss ausübt. Gleichzeitig eröffnete das israelische Außenministerium am Montag, es werde die humanitäre Hilfe an die Ukraine erhöhen und umgerechnet 725’000 Dollar an mindestens neun ukrainische Hilfsorganisationen direkt überweisen, und nicht mehr an die ukrainische Regierung.
Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine haben rund 16’000 Juden ihre russische Heimat in Richtung Israel verlassen. Auch das zeigt, dass Israel verschiedene Interessen gleichzeitig verfolgt und gemäß des Grundsatzes der Quadratur des Kreises alles daran setzen muss, zwischen Freund und Feind so hin- und her zu lavieren, dass keine der Seiten so verletzt wird, dass ein dauerhafter Schaden in den Beziehungen unvermeidlich zu werden droht.
Am Donnerstag war in Moskau ein Gerichtsverhandlung in der Sache der Jewish Agency angesetzt gewesen. Diese Sitzung, beziehungsweise bereits ihr Stattfinden oder ihre Verschiebung, wird einige Aufschlüsse hinsichtlich der russischen Absichten gestatten.
Foto:
Israels Staatspräsident Isaac Herzog
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 28. Juli 2022
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Israels Staatspräsident Isaac Herzog
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 28. Juli 2022