Offene Worte der israelischen Botschafterin
Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Die Erdbebenkatastrophe in der Türkei mit der unsäglich hohen Zahl an Opfern und Verletzten einerseits und die rasche israelische Hilfe an Ort andererseits hätten eine «neue Seite in den bilateralen Beziehungen» aufgeschlagen. Das erklärte Irit Lillian, die Botschafterin des Jüdischen Staates in Ankara, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur «Algemeiner».
«Schon am Montagabend trafen die ersten Hilfs-Voraustrupps am Ort des Geschehens ein», sagte die Diplomatin. «Anders als bei früheren Naturkatastrophen, die die Türkei heimgesucht haben, reagierte dieses Mal der türkische Innenminister sehr rasch und meinte, man werde die internationale Hilfe benötigen». Israel habe «innert Minuten» nach diesem Appell reagiert, und jetzt würden die Teams rund um die Uhr mit Vollkraft im Katastrophengebiet arbeiten. Zur Zeit seien rund 150 Personen der IDF-Kräfte und des Aussenministeriums unter Leitung von Botschafter David Saranga im Volleinsatz. Weitere 250 medizinische Fachleute und Tonnen von medizinischer Ausrüstung sind inzwischen auf 15 Flugzeugen in der Türkei gelandet.
In der von den Erdbeben am stärksten betroffenen Regionen leben schätzungsweise 13,5 Millionen Menschen. Auch das zweite Katastrophenzentrum – Syrien – soll israelische Hilfe erhalten, meinte Premierminister Netanyahu. Jerusalemer Offizielle wollten allerdings zu diesen Bemühungen keine Stellung beziehen. Am Donnerstag wurde die Zahl der Toten auf bisher fast 15000 geschätzt, und die Tendenz ist steigend. Für die Türkei sei der wichtigste Schritt momentan laut Botschafterin Lillit die Errichtung des Feld-Krankenhauses. Der genaue Standort der israelischen Teams könne «aus Sicherheitsgründen» nicht genannt werden, fügte sie hinzu. Der türkische Präsident Erdogan lobte gegenüber seinem usraelischen Amtskollegen Isaac Herzog die rasche und wirkungsvolle Hilfe Israels. Er brachte seine Dankbarkeit für Israels Eintreten «an der Seite seiner Freunde in diesen schwierigen Zeiten» zum Ausdruck.
Die politische Situation habe Israels Entschluss, die Hilfe zu senden, nicht beeinflusst, meinte die Botschafterin. «Wir alle wissen, dass die palästinensische Frage sehr nahe am Herzen des türkischen Präsidenten ist, doch ungeachtet dessen haben sich unsere Beziehungen im Laufe des letzten Jahres sehr erwärmt».
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Die Suche nach Überlebenden geht in der Türkei in die letzte Phase
©tachles
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 9. Februar 2023