Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Zehn Prozent der jüdischen Israeli denken, Baruch Goldstein, der US-Israeli, der an Purim 1994 im Patriarchengrab von Hebron 29 Palästinenser massakriert hatte, sei ein «nationaler Held». Die Mehrheit bezeichnet ihn jedoch als Terroristen. Das ergab eine Umfrage der linksgerichteten NGO «Breaking the Silence» aus Anlass des 29. Jahrestags des Massakers.
Goldstein hatte die als Moschee benutzte Sektion des Patriarchengrabs betreten und eröffnete das Feuer auf rund 800 muslimische Gottesdienstteilnehmer. 29 Palästinenser starben, 125 wurden verletzt. Die Überlebenden schlugen Goldstein zu Tode.
Wie die «Jerusalem Post» erinnerte, brachen damals in Hebron und der ganzen Westbank Unruhen aus. Knessetabgeordnete aus allen Richtungen des politischen Spektrums hatten seinerzeit das Massaker verurteilt. Ein Schild unweit von Goldsteins Grab lautete jedoch: «Er gab sein Leben dem jüdischen Volk, der Torah und der Nation Israels».
Rund 57 Prozent der befragten jüdischen Israeli bezeichneten Goldstein als Terroristen, während rund ein Drittel der Antwortenden nicht wussten, ob er als Terrorist oder als nationaler Held zu bezeichnen sei. Unter rechtsgerichteten Wählern bezeichneten 20 Prozent Goldstein als Helden. 91 der linksgerichteten Wähler deklarierten ihn demgegenüber als Terroristen. 27 Prozent der jüdischen Israeli sagten, sie würden jemanden kennen, der mit Goldsteins Aktionen sympathisieren würde. Darüber hinaus meinten 96 Prozent der Öffentlichkeit, sie hätten in der Schule nichts erfahren über das Massaker. 80 Prozent der linksgerichteten Wähler meinten, ihrer Ansicht nach sollte das Massaker in den Schulen behandelt werden.
Baruch Goldstein war ein Massenmörder, der von vielen Israeli als Held angesehen wird.
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 7. März 2023