Tel Aviv (Weltexpresso) - Nach Angaben der Organisatoren haben sich rund eine halbe Million – ein Rekord für Israel – Bürgerinnen und Bürger am Samstagabend an der zehnten Auflage der landesweiten Demonstrationen gegen die von der Regierung vorangetriebenen Justizreform beteiligt. Wie üblich stellten Tel Aviv und Umgebung mit rund 160 000 Personen den Löwenanteil der Demonstranten, doch auch Haifa mit 50 000 Teilnehmern und Beersheva mit deren 10 000 (ein Rekord für die Negev-Hauptstadt) und Raanana (9 000) vermeldeten Rekordergebnisse.

Dass bei solchen Zahlen nur gerade drei Teilnehmer verhaftet werden mussten, spricht sicher auch für die Arbeit der Polizei und deren Kommandanten. Die Festnahmen fanden während der rund eine Stunde dauernden Blockierung der Ayalon-Schnellstrasse in beiden Richtungen statt. Einige der Teilnehmer entzündeten während der Blockierung der Strasse ein Feuer. Demonstranten applaudierten dem Tel Aviver Polizei-Distriktkommandanten Amichai Eshed als Teilnehmer der Demo. Polizeikommissionär Kobi Shabtai hatte ihn auf Befehl von Itamar Ben-Gvir, dem Minister für innere Sicherheit, wegen angeblicher Untauglichkeit vom Amte entfernt.

Allerdings hatte die General-Staatsanwältin Gali Baharav-Mara diesen Schritt blockiert, weil ihrer Meinung nach die Gesetzmässigkeit dieses Schrittes unklar sei. Ein seit dem Amtsantritt des radikalen Ben-Gvirs nicht mehr unübliches Durcheinander im Polizeiwesen des Jüdischen Staates. Shabtai gab am Samstagabend zu, er habe «einen Fehler» begangen mit der Entfernung Esheds vom Amt. Die Demonstranten gaben bekannt, dass Donnerstag ein «Tag des wachsenden Widerstandes» werden würde. Bereits am Mittwoch wollen die Demonstranten den Flug Binyamin Netanyahus nach Berlin blockieren, wie sie es schon letztlich erfolglos mit der Reise des Premiers und seiner Gattin nach Rom vom Wochenende tun wollten.