Bildschirmfoto 2023 04 20 um 08.18.50«Wir sind ein Volk, gebunden durch Geschichte, Hoffnung und Schicksal.»

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - An der auch von zahlreichen Diplomaten und Gästen aus dem Ausland sowie von vielen Holocaust-Überlebenden besuchten offiziellen Zeremonie des Holocaust-Gedenktages sprach Staatspräsident Isaac Herzog am Montagabend als besonders emotional empfundene Worte zu den Anwesenden. «Wir sind ein Volk, gebunden durch Geschichte, Hoffnung und Schicksal», sagte Herzog, wobei die Bewegung unter den Zuhörern im Holocaust-Zentrum Yad Vashem fast physisch spürbar war.

Zusammen mit Premierminister Binyamin Netanyahu appellierte Herzog an das ganze Volk, die politischen Debatten und Uneinigkeiten am Holocaust-Gedenktag beiseite zu lassen. Es dürfe nicht sein, dass die einheimischen Kontroversen den diesjährigen Holocaust-Gedenktag zu einem Tag wie jeden anderen machen würde. Herzogs Rede fand, wie die «Jerusalem Post» am Dienstag schrieb, vor dem Hintergrund der fortdauernden Debatte über die Justizreform in Israel statt, die das ganze Land auch nach über drei Monaten noch immer in Bann hält.

Der Präsident kam in seinen Eröffnungsworten auf die sich weitende Diskrepanz im Volk zu sprechen: «Dieser Gedenktag ist nicht wie jeder andere. Dieses Jahr liegen die Gefühle offen dar, und die Schultern sind gebeugt, so als ob sie auf das Gewicht hinweisen wollten, die der Konflikt auf uns alle ausübt.» Und dann wurde der Präsident ausgesprochen emotional: «Wir begehen derzeit den 75. Geburtstag von Israels Wiedergeburt. 75 Jahre des Sieges, in denen der jüdische und demokratische Staat Israel und die israelische Gesellschaft mit durchgestrecktem Rücken dastehen vor dem Nazi-Monster und Jenen, die dessen Pfad verfolgen, erklären sie sogar in dieser Generation: Du wirst uns nicht besiegen. Wir sind nämlich Brüder und Schwestern. Ja, Brüder, die zu streiten wissen und sich uneins sein können; wir hassen uns aber nie und sind nie Feinde. Wir sind ein Volk und werden ein einziges Volk bleiben, das nicht nur durch eine schmerzvolle Geschichte zusammengebracht worden ist, sondern auch durch unsere gemeinsame, hoffnungserfüllte Zukunft und unser gemeinsames Schicksal».(...) – "

Wäre es nicht unüblich gewesen, an einer Zeremonie wie der Holocaust-Gedenkzeremonie zu applaudieren – der israelische Staatspräsident Isaac Herzog hätte sich mit seinen zu Herzen gehenden Worten und dringenden Appellen an jeden Einzelnen im Volk eines tosenden Applauses gewiss sein dürfen.

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Israels Staatspräsident Isaac Herzog würde am Montag emotional
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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 18. April 2023