Ein Stück Geschichte stirbt

Das historische Dolphin House wird abgerissen

Redaktion tachles

Tel Aviv(Weltexpresso) - Und wieder wird ein Stück Geschichte in Israel zerstört: das Dolphin House im Norden Israels in der Nähe von Shavei Zion. Es wurde in den 1940er Jahren erbaut und war vor allem für die britischen Offiziere am Ende der Mandatszeit in Palästina ein Highlight: Ein Hotel, das europäischen Standards entsprach. Als nach der Gründung Israels im Land eine Nahrungsrationierung herrschte, weil der Staat kaum überlebensfähig war, wurden davon elf Hotels ausgenommen, darunter auch das Dolphin.
Berühmt wurde es vor allem durch Leon Uris, der dort seinen weltberühmten Roman «Exodus» geschrieben hat, aber auch durch den südafrikanischen Filmproduzenten Norman Lourie, der dafür sorgte, dass grosse, internationale Stars, die in Israel Filme drehten, wie etwa Kirk Douglas oder Paul Newman oder Yul Brinner, dort abstiegen. Auch Sophia Loren war in dem Hotel zu Gast, nach ihr wurde die Villa Sophia, die zum Hotel gehörte, benannt. Nun aber soll alles abgerissen und ein völlig neues Hotel dort gebaut werden. Die Pläne stammen noch aus den 1990er Jahren als es in Israel noch keinerlei Bewusstsein gab, dass man die eigene Historie bewahren sollte.

Damals herrschte noch das Credo, dass das Land sich schnell immerzu modernisieren müsse, das «Alte» sei uninteressant und unwichtig, man baue ja schliesslich ein neues Land auf. Nun aber weiss man es eigentlich besser. Und doch sind die Tage des Dolphins, das mittlerweile ein heruntergekommenes Gebäude ist, in dem zuletzt Flüchtlinge aufgenommen wurden, endgültig gezählt. Ein Stück Anfangsgeschichte des jüdischen Staates stirbt endgültig.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 26. Mai 2023