Zwei Umfragen der TV-Stationen 12 und 13 ergaben, dass Netanyahu bei jetzt durchgeführten Knessetwahlen an Macht verlieren würde
Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Premierminister Binyamin Netanyahus regierende Rechts-Koalition würde die Macht verlieren, sollten es jetzt Knessetwahlen geben. Das sagten zwei Umfragen der TV-Stationen 12 und 13 am Wochenende aus. Von den 120 Knessetmandaten würden laut Kanal 12 sowohl Benny Gantz (Nationale Union) als auch Netanyahus Likudpartei je 27 Sitze gewinnen. Netanyahus Koalitionsblock würde jedoch nur total 54 Sitze erhalten – zehn weniger als in der jetzigen Koalition. Die Opposition käme auf 66 Sitze: 61 des anti-Netanyahu-Blocks und 5 Sitze der arabisch-israelischen Liste Hadash.
Gemäß der Umfrage würde Yair Lapid, Oppositionschef und Vorsitzender der Partei Yesh Atid 18 Sitze erhalten, sechs Sitze weniger als die 24 Mandate bei den letzten Wahlen. Die rechtsextreme Religiös-Zionistische Partei müsste sich mit zehn Sitzen begnügen, vier weniger als ihr gemeinsames Wahlergebnis. Weder die Arbeitspartei noch Balad würden die Mindestklausel überqueren, im Gegensatz zu Meretz, die 5 Sitze erringen und in die Knesset zurückkehren würde. Laut der Umfrage von Kanal 12 würden 37 Prozent der Wähler Gantz als geeigneter für den Posten des Premiers empfinden als Netanyahu, der mit 36 Prozent knapp unterlag. Wäre die Wahl zwischen Lapid und Netanyahu, würden sich 39 Prozent für den heutigen Premier entscheiden und nur 30 Prodzent für Lapid.
Die Umfrage von Kanal 13 sieht einen Zusammenbruch des Netanyahu-Blocks auf 50 Mandate voraus, im Gegensatz zu den 70 Sitzen der Opposition. Die Nationale Union von Gantz würde mit 28 Sitzen als stärkste Partei aus dem Rennen hervorgehen, während Netanyahus Likud auf nur 24 Mandaten stehen bleiben würde. Lapid käme mit 17 Sitzen auf Platz drei. Die beiden Religiös-Zionistischen Parteien würden je 10 Mandate erhalten.
Die Umfrage von Kanal 13 deutet ferner an, dass sowohl Meretz als auch Balad bei Wahlen je vier Mandate erhalten würden, während die Arbeitspartei unter der Mindestklausel verbleiben und in der Knesset nicht vertreten sein würde. Die Umfrage von Kanal 13 kam schliesslich auch zum Ergebnis, dass 44 Prozent der Israeli denken, dass Netanyahu die angestrebte Rechtsreform gänzlich aufgeben sollte, während 22 Prozent der Meinung sind, die Reform solle wenigstens teilweise verfolgt werden. 20 Prozent sind für eine vollständige Aufgabe des Vorhabens. Dieser Umfrage zufolge sagten 14 Prozent, sie wüssten keine Antwort auf die Frage. Die beiden TV-Umfragen senden klare Warnzeichen an Netanyahu, ohne aber die heutige Opposition bereits als unangefochtene Sieger zu feiern.
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Laut der Umfrage von Kanal 12 würden 37 Prozent der Wähler Gantz (rechts) als geeigneter für den Posten des Premiers empfinden als Netanyahu (links), der mit 36 Prozent knapp unterlag.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 19. Juni 2023