Israeli blicken in eine ungewisse Zukunft
Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Die Ausgabe vom Juli 2023 des Israeli Voice Text, einer monatlichen Übersicht, kommt zum Schluss, dass 58 Prozent der Israeli glauben, dass das Land in einem Notzustand sei.
Für zwei Drittel Israeli gibt es einen Notzustand, und nur ein Drittel sehen diesen Zustand nicht. Für 58 Prozent der Israeli befindet das Land sich derzeit in einem Notzustand, und nur ein Drittel der Bevölkerung denkt, dass dies nicht der Fall sei. Diese Ansichten sind gespalten entlang politischen Ideologien. Weniger als ein Drittel der Wähler für Koalitionsparteien sind dabei der Ansicht, das Land befände sich in einem Notfallzustand. Bezüglich der Frage, dass Reservisten es versäumen, sich zur Pflicht zu melden aus Protest gegen das juristische Reformprogramm, glaubt nur eine kleine Minderheit der Israeli, diese Leute sollten vom Dienst zwangsentlassen werden. Diese Resultate ziehen sich von Links (9 Prozent), Zentrum (13 Prozent) und Rechts (33 Prozent) durch.
Wie in früheren Monaten ist nur gerade über ein Drittel der Israeli optimistisch sowohl bezüglich der demokratischen Herrschaft in Israel und der Zukunft der israelischen Sicherheit. Der letztere Faktor sieht dabei einem knapp größeren, schrittweise abnehmenden Trend gegenüber, im Vergleich zu früheren Monaten. Was die Zukunft der Protestbewegung betrifft, denken 56 Prozent der Israeli. Diese Bewegung würde stärker werden, während nur 28 Prozent denken, sie werde absterben. Dabei denken 87 Prozent der Linken, die Proteste würden zunehmen. Das gilt auch für 65 Prozent des Zentrums. Von der Rechten sind demgegenüber nur 45 Prozent der Wähler dieser Meinung.
Vor dem Hintergrund der ernsthaften Warnungen internationaler Kreditgesellschaften, glaubt rund die Hälfte der Antwortenden, dass ihre eigene wirtschaftliche Situation leiden würde durch den negativen Einfluss der Reformen auf die Wirtschaft. Die Ansichten über die potentiellen ökonomischen Konsequenzen der juristischen Reformen sind dabei eng verbunden zur politischen Orientierung der Antwortenden.
Prof. Tamar Hermann, Direktorin des für die Umfrage zuständigen Viterbi Familienzentrums für öffentliche Meinungs- und Politikforschung sagte: «Auch wenn viele unserer Resultate eine fortdauernde, sogar vertiefende Polarisierung zeigen für Wähler der israelischen Opposition und Koalitionsparteien, sehen wir auch verschiedene wichtige Ausnahmen. So hätten eine mehrheitliche Vertretung beider Seiten des politischen Spektrums es vorgezogen, einen Kompromiss zu finden, bevor man übergeht zu den extremsten Formen des Gesetzes und den Vernünftigkeitstandard eliminiert, sowie eine relativ bescheidene Haltung auch auf der Rechten hinsichtlich freiwilligen Reservisten, die nicht zur Pflicht antreten.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 8. August 2023