Ultraorthodoxe Parteien machen klare Aussagen für den Fall, dass ihre Forderungen nicht erfüllt werden
Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - Werden die ultraorthodoxen Parteien die Regierung platzen lassen? Wenn man mit Vertreter vor allem der aschkenaischen Haredim spricht, bekommt man diesen Eindruck. Die Frommen wollen unbedingt das Grundgesetz durchsetzen, das haredischen Männern endgültig und für immer die Befreiung vom Militärdienst garantiert. Sie haben dies zur Bedingung gemacht, ehe sie bereit wären, weitere Gesetze der umstrittenen Justizreform mit zu verabschieden.
Doch Netanyahu und andere Regierungsmitglieder sind nicht bereit, den Forderungen der Frommen Folge zu leisten. Zumindest bislang nicht. Sie fürchten nicht zu Unrecht, dass ein solches Gesetz in der israelischen Gesellschaft einen Entrüstungssturm auslösen würde, der um vielfaches grösser und gewaltiger wäre als alles, was man seit Anfang des Jahres erlebt hat. Das geforderte Grundgesetz würde das Lernen in einer Jeschiwa dem Militärdienst gleichsetzen.
Das aber wäre für alle diejenigen, die in einer Uniform täglich ihr Leben riskieren, um den Staat zu verteidigen, der nackte und blanke Hohn. Netanyahu befindet sich, wieder einmal, in einer Zwickmühle. Und selbst wenn die misrachische Schaspartei konzilianter ist – das Gesetz soll ihre Meinung nicht für alle haredischen Jungs gelten, sondern nur für diejenigen, die Talmud studieren, sind die anderen orthodoxen Parteien nicht bereit, auch nur ein Jota von ihren Forderungen abzuweichen. Mal sehen, was sich bis nach den jüdischen Feiertagen tun wird.
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Minister Meir Porush in Jerusalem
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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 23. August 2023