Hanswerner Kruse
Schlüchtern (Weltexpresso) - Neue Stolpersteine in der
Fuldaer Straße 14
Leo Stern lebte und arbeitete mit seiner Familie in der Fuldaer Straße 14 und betrieb dort eine Spirituosenbrennerei. Deshalb nannten ihn die Schlüchterner auch „Schnaps -Leo“. Seine Frau Judith war die Tochter eines kolumbianischen Konsuls in Frankfurt. Sie sprach fünf Sprachen und war ebenso wie ihr Ehemann, der den Synagogen-Chor leitete, sehr musikalisch. Die Sterns lebten seit vielen Generationen im Bergwinkel.
Im Jahr 1934 wurde Leo Stern plötzlich der „Rassenschande“ bezichtigt, weil er eine sexuelle Beziehung mit einer „arischen“ Frau“ (Nazijargon) gehabt haben sollte. Im Alter von 67 Jahren wurde er nackt von einer grölenden Horde aufgehetzter Mitbürger - unter Anführung des Ortsgruppenleiters und Malermeisters Ludwig Kohlenbusch - durch Schlüchterns Straßen gejagt, verhöhnt und verprügelt (Foto oben).
Von Kohlenbusch gefertigte Schilder wurden hochgehalten: „Dieser Saujude hat in Fulda im Hessischen Hof ein christliches Mädchen geschändet.“ Kurz nach dem Überfall flüchteten Leo und Judith Stern zu ihrer gemeinsamen Tochter Lilly nach Aschaffenburg. Dort verstarben beide im Jahr 1937. Ihre Kinder Alma und Alfred Stern entkamen in die USA, doch die Tochter Lilly Stern wurde in Ausschwitz ermordet.
Einige Jahre lang stand die Destillerie leer und wurde dann von den Nazis zwangskonfisziert und ohne Entschädigung einem „Arier“ übergeben. Heute befindet sich darin das Weindepot „Vinum“.
Fortsetzung morgen
Judith & Leo Stern
Die Kinder:
Alfred & Alma Stern entkamen in die USA, Tochter Lilly Stern (rechts) wurde in Ausschwitz ermordet.
© teilweise nicht bekannt, entnommen aus der von der Stolperstein-Initiative herausgegebenen Broschüre
Info:
Teil 1 des Berichts