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Soziale Medien haben in den ersten Kriegsstunden der Medienberichterstattung den Rang abgelaufen

Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Offiziell gibt es in Israel eine Militärzensur. Doch schon wenige Stunden nach den Angriffen der Hamas war diese de facto ausser Kraft gesetzt. Wenngleich israelische Medien sich noch mit ganz offener Berichterstattung etwa zu entführten Geiseln zurückhielten, präsentierten die sozialen Medien Zeugnisse des Horrors mit Bildern, Nachrichten und Videos. Noch bevor Inhalte von Medien oder Behörden verifiziert werden konnten, wurden Namen von Entführten und Vermissten online gestellt und kurz darauf zuerst in ausländischen Medien und später auch in Israel verhandelt.


Israels Channel 12 war mitunter der erste, der Schicksale zeigte, Namen nannte und mit Familien in Kontakt trat. Was in Israel immer tabu war, überrollte in diesen Stunden alle. Bis Sonntagnachmittag hielten offizielle israelische Stellen Informationen über die Zahlen von Entführten oder festgehaltenen Geiseln zurück. Demgegenüber kündigte Hamas an, im Laufe des Tages Zahlen zu nennen. Überprüft werden können diese Informationen kaum. Die Hamas hat zugleich mit Beginn der Attacken auf Israel Material online gestellt und dominierte in den ersten Stunden die Bilder des Kriegs mit Bildern von der Zerstörung des Grenzzauns bei Gaza, Jubelbilder von Palästinensern, verschleppten Opfern oder eingenommen Ortschaften. Der Süden Israels ist abgeriegelt und wenige Medienvertreter sind in den Gebieten. Immer noch sind vorwiegend Bilder aus sozialen Medien zu sehen. So hat am Sonntag vor allem die Liste von entführten oder vermissten Israeli Aufmerksamkeit und rasche Verbreitung gefunden.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 8. Oktober 2023