Bildschirmfoto 2023 10 15 um 00.59.57Tag 7+8/ 13.+14. Oktober 2023: Gefechte im Norden - Saudi-Arabien stoppt Gespräche  

tachles redaktion

BAsel (Weltexpresso) - Der LiveTicker+++ berichtet laufend über Entwicklungen rund um den Krieg in Israel. Am Tag des 50. Jahrestags des Jom Kippur Kriegs: Die palästinensische Terrororganisation Hamas greift Israel massiv an, tötet bisher rund 1200 Israeli und nimmt über 100 Geiseln. Im Süden Israels verübten sie ein Massaker an Festivalbesuchern. Das Dossier mit Berichterstattung, Analysen und Podcasts zum Krieg in Israel findet sich hier.

Tag 8: 14. Oktober 2023

17:00
Am Samstagnachmittag wurden israelische Militärposten an der Grenze zum Libanon von der Hizbollah mit Raketen und Mörsergranaten beschossen. Der Angriff erfolgte bei Har Dov bei den umstrittenen Sheeba Farmen. Die Armee griff daraufhin Stellungen der Hizbollah an. Gleichzeitig wurde eine Terrorzelle angegriffen, die auf israelisches Gebiet vordringen wollte. Die Bewohner einiger israelischer Dörfer an der Grenze wurden gewarnt vor möglichen Eindringlingen. Am frühen Nachmittag wurde bekannt, dass die USA ihr Personal aus der Botschaft mitsamt Familien abzieht. Übrig bleiben nur die diplomatischen Angestellten, die für einen Notbetrieb der Botschaft vor Ort sein müssen. Unterdessen gehen die Angriffe Israels auf den Gazastreifen weiter. Die Armee hat der Bevölkerung bis 16 Uhr Zeit gegeben, sich auf zwei direkten Wegen vom Norden in den Süden von Gaza zu begeben. Das wird als Indiz angesehen, dass ein Einmarsch israelischer Bodentruppen unmittelbar bevorsteht. Unterdessen hat der iranische Aussenminister Israel vor einem Angrif auf dei Hizbollah gewarnt. Sollte Jerusalem die Schiiten-Miliz in den Krieg hineinziehen, dann würde Israel ein «Erdbeben» erleben. Die Ägypter versiegeln unterdessen ihre Grenze zu Gaza. Bis 17 Uhr dürfen allerdings noch Palästinenser mit amerikanischer Staatsbürgerschaft nach Ägypten ausreisen.



13.30
Hamas-Mörder liquidiert: Die israelische Armee hat die Tötung eines weiteren Hamas-Anführers gemeldet. Ali Qadi habe das barbarische Massaker am 7. Oktober an Zivilisten angeführt, teilten die Streitkräfte mit. "Wir haben ihn gerade eliminiert."

11.30
Saudi-Arabien hat die Gespräche über eine mögliche Normalisierung der Beziehungen mit Israel offenbar gestoppt. Das melden die Nachrichtenagenturen AFP und dpa unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise. »Saudi-Arabien hat beschlossen, die Gespräche über eine mögliche Normalisierung zu unterbrechen«, AFP eine Quelle aus Riad. Die US-Regierung sei über diesen Schritt informiert worden. US-Außenminister Antony Blinken, der nach seinem Solidaritätsbesuch in Israel mehrere Länder in der Region bereist, hält sich derzeit in der saudi-arabischen Hauptstadt auf.

Zwischen Israel und Saudi-Arabien hatte sich jüngst eine Annäherung abgezeichnet. Eine mögliche Normalisierung der Beziehungen wurde von US-Präsident Joe Biden vorangetrieben. Der Krieg zwischen Israel und der Hamas könnte die Annäherung nun aber gefährden.


11.00
Unter den mehr als 1300 Todesopfern der Terrorattacken der Hamas in Israel sind auch mindestens 265 israelische Soldaten. Das teilte Militärsprecher Richard Hecht am Samstag mit. Die weitaus meisten der bei den Großangriffen getöteten Menschen sind demnach Zivilisten. Bei 120 Menschen gelte als gesichert, dass sie in den Gazastreifen verschleppt worden sind, sagte Hecht.

08.30
Die israelische Armee hat den Einwohnern von Gaza-Stadt sechs Stunden freies Geleit auf zwei Hauptstrassen zum Verlassen des evakuierten Gebietes gegeben. Die Bewohner könnten diese von 9 bis 16 Uhr Ortszeit gefahrlos nutzen, teilte ein Armeesprecher auf Arabisch mit. Bewohner sollten diese Zeit nutzen, um sich nach Süden zu bewegen. »Seien Sie versichert, dass die Hamas-Führer auf sich selbst aufpassen und sich vor Angriffen in der Region in Sicherheit bringen.«



Tag 7: 13. Oktober 2023

23.00
Israel setzt angeblich weißen Phosphor gegen Gaza ein: Aufnahmen eines israelischen Angriffs auf den Hafen von Gaza am Mittwoch zeigen anscheinend den Einsatz von weißem Phosphor, so die «Washington Post» am Freitag. Das Medium hatte Experten bei Amnesty International beauftragt, das Video zu überprüfen. Human Rights Watch hatte bereits am Donnerstag eine Analyse publiziert, die den Einsatz von weißem Phosphor am Hafen bestätigt. Neben dem Video zitieren die Analysen zwei Zeugen, die den erstickenden, charakteristischen Geruch des Kampfstoffes bemerkt haben. Die IDF hat die Behauptungen am Freitag als «eindeutig falsch» zurück gewiesen. Das im Auftrag der Post untersuchte Video zeigt zwei, schnell hintereinander abgefeuerte Artilleriegeschosse, die in der Luft explodieren und für den Kampfstoff charakteristische Phänomene zeigen: Weißer Phosphor entzündet sich nach Freisetzung automatisch in der Luft und erzeugt weiße Linien, gefolgt von dichtem Rauch. Laut Human Rights Watch hat Israel bei dem Angriff 155-mm-Airburst-Artilleriegeschosse mit weißem Phosphor eingesetzt. Die Menschenrechts-Organisation verurteilt den Einsatz der Chemikalie, die in einem so dicht besiedelten Gebiet schwere Verbrennungen bei Menschen verursachen und zivile Gebäude in Brand setzen kann.

Ein Sprecher des Palästinensischen Roten Halbmonds erklärte, für die Organisation tätige Mediziner hätten Verletzungen gesehen, die auf die Verwendung von weißem Phosphor zurückzuführen seien. Der Einsatz der Munition ist gegen militärische Ziele innerhalb von Konzentrationen von Zivilisten verboten. Völkerrechtlich erlaubt sind Einsätze nur, wenn ein militärisches Ziel klar abseits von den Zivilisten liegt, so das Rote Kreuz in einer Erklärung von 2009. Laut Human Rights Watch hat Israel während der 22-tägigen Kampagne in Gaza Ende 2008 bis Anfang 2009 wiederholt weißen Phosphor eingesetzt (https://www.washingtonpost.com/world/2023/10/12/white-phosphorus-israel…).

Foto:
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 9. Oktober 2023