Opfer eines israelischen Luftangriffes – Blinken hatte zuvor Druck für eine «Dämpfung des Tons» von Al Jazeera bei der Gaza-Berichterstattung gemacht
Andreas Mink
Tel Aviv (Weltexpresso) - Am Mittwoch kam die Familie von Wael al-Dahdouh an einem israelischen Luftangriff auf Gaza um. Al-Dahdouh ist als Gaza-Korrespondent von Al Jazeera ein prominenter Journalist in der Region und darüberhinaus. Er war mit seiner Frau und zwei Kindern nach der Aufforderung Israels zur Räumung der nördlichen Zone von Gaza weiter nach Süden in das Flüchtlingslager Nuseirat umgezogen. Dort kamen die drei Angehörigen um. Al-Fahdouh war auf dem Sender mit den Leichen seiner Angehörigen zu sehen und fragte, ob Israel nun «Rache an uns Palästinensern üben wollten, indem sie unsere Kinder töten» .
Kurz zuvor hatte «Axios» eine Bemerkung von Tony Blinken bei einem Treffen mit jüdischen Gemeinde-Organisationen am Montag publik gemacht. Demnach hat der US-Außenminister bereits kurz nach dem Terror-Überfall der Hamas auf Israel den Premier von Katar gebeten, die Rhetorik des arabischen Kanals von Al Jazeera über den Krieg in Gaza zu dämpfen. Die Berichterstattung sei «voller Hetze gegen Israel». Die Biden-Regierung betont zwar ihre Unterstützung für Pressefreiheit weltweit, befürchtet aber anscheinend eine Aufhetzung der Stimmung gegen Israel und die USA durch die Berichterstattung von Al Jazeera. Der Sender wird von Katar finanziert.
Israel hat Al Jazeera beschuldigt, ein «Propaganda-Sprachrohr» der Hamas zu sein. Die Pressestelle von Al Jazeera und das Außenministerium von Katar reagierten nicht auf Axios-Anfragen nach Kommentaren. Gleichwohl sind die Biden-Regierung und Israel ist auf die Vermittlung Katars mit der Hamas bei der Freilassung von Geiseln angewiesen. Das Außenministeriums erklärte dazu, Blinken sei «zutiefst dankbar für die Rolle, die Katar bei der Freilassung von Geiseln spielt»).
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Libanesische Journalisten halten ein Porträt des durch israelischen Beschuss getöteten Reuters-Videofilmers Issam Abdallah und der getöteten Al Jazeera-Journalistin Shireen Abu Akleh. Nun wurde die…
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 26. Oktober 2023