Der israelische Politiker Gilad Erdan Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - Gilad Erdan war schon als Politiker in der Knesset für markante Auftritte bekannt. Nun ist er Botschafter Israels bei der UNO in New York. Keine leichte Aufgabe, schon gar nicht in Zeiten des Krieges in Gaza. Nun hat er sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Zu einer Sitzung im Sicherheitsrat hat er sich einen gelben Stern auf die Brust geheftet auf dem steht: «Never again», «Nie wieder».
Erdan begründet das damit, dass während der Schoah die Welt geschwiegen hat und jetzt auch wieder. Die UN hat es nicht fertiggebracht, das Massaker an jüdischen Zivilisten entsprechend zu verurteilen. Nun will er den gelben Stern so lange tragen, bis die UN das Massaker an Juden thematisiert und behandelt. Doch nicht alle Juden sind mit dieser Symbolik einverstanden.
Dani Dayan, der Vorsitzende der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, verurteilt Erdans Schritt auf X (früher Twitter): «Das gelbe Abzeichen symbolisiert die Hilflosigkeit des jüdischen Volkes und das Ausgeliefertsein der Juden an andere. Heute haben wir einen unabhängigen Staat und eine starke Armee … Heute werden wir eine blau-weiße Flagge tragen, kein gelbes Abzeichen».
In der Tat ist der Holocaust-Vergleich von Erdan eine billige PR-Show. Der 7. Oktober ist der schlimmste Tag in der jüdischen Geschichte nach 1945, keine Frage. Aber was da geschehen ist, ist kein Holocaust. Und die UN so zu zwingen, sich dazu zu verhalten, wird nicht funktionieren und eher eine innere Abwehrhaltung bei vielen evozieren. Dass sich Erdan über das Schweigen der UNO aufregt, ist verständlich und richtig. Dass er sich überlegt hat, wie man dies bildlich ausdrücken kann, ist sicher sinnvoll. Aber einen gelben Stern? Das ist nicht der Weg, um etwas zu erreichen. Und die Frage ist, wie Erdan aus dieser Situation wieder herausfinden wird können.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 3. November 2023
