Bildschirmfoto 2023 11 15 um 01.33.32Das britische Kabinettsmitglied Suella Braverman wurde entlassen, nachdem sie gesagt hatte, die Polizei sei nachsichtiger gegenüber pro-palästinensischen Demonstranten

Redaktion tachles

London (Weltexpresso) - Der britische Premierminister Rishi Sunak hat am Montag seine Innenministerin Suella Braverman entlassen, nachdem sie einen Meinungsartikel veröffentlicht hatte, in dem sie behauptete, die britische Polizei gehe mit pro-palästinensischen Demonstranten nachsichtiger um als mit rechtsextremen.

Der Artikel, der ohne Sunaks Zustimmung veröffentlicht wurde, machte deutlich, wie spaltend die pro-palästinensischen Proteste im Vereinigten Königreich und in der ganzen Welt sind. Im Vorfeld einer massiven pro-palästinensischen Kundgebung in London an diesem Wochenende, an der Hunderttausende Menschen teilnahmen, schrieb Braverman, dass die Metropolitan Police der Stadt verschiedene Gruppen von Demonstranten «bevorzugt» behandelt.

Während es bei vielen weltweiten pro-palästinensischen Kundgebungen seit den Angriffen der Hamas auf Israel am 7. Oktober zu antisemitischen Vorfällen und Gesängen kam, sagen Protestgruppen, dass sich die Behörden auf Randfiguren konzentriert haben, die nicht ihre Bewegung repräsentieren.

Die meisten Verhaftungen bei der Londoner Kundgebung betrafen rechtsextreme Gegendemonstranten. Sunak, der Israel in seinem Krieg im Gazastreifen öffentlich nachdrücklich unterstützt hat, verurteilte jedoch «Hamas-Sympathisanten», die sich dem Marsch anschlossen, «antisemitische Gesänge anstimmten und Pro-Hamas-Schilder und -Kleidung schwenkten».


Braverman, dessen Eltern aus Kenia und Mauritius eingewandert sind, ist mit dem israelisch-britischen Staatsbürger Rael Braverman verheiratet und hat sich in Fragen des Antisemitismus sehr offen gezeigt. Da sie politisch rechts von Sunak steht, glauben einige, dass sie die Konservative Partei anführen wird, wenn diese bei den nächsten Wahlen im Vereinigten Königreich gegen Labour verliert.

Der Artikel von Braverman und die Reaktion von Sunak haben die Partei gespalten. «Schlechte Entscheidung von Rishi, vor der Linken zu kuschen», twitterte die konservative Abgeordnete Andrea Jenkyns.

Der Labour-Vorsitzende Keir Starmer, dem es nach dem jahrelangen Antisemitismus-Skandal seines Vorgängers Jeremy Corbyn vor allem darum geht, das Vertrauen der jüdischen Wähler wiederzugewinnen, hat ebenfalls eine entschiedene Pro-Israel-Position zum Krieg eingenommen, was zu Spannungen innerhalb seiner Partei führte.


Foto:
Suella Braverman besucht die Schoah-Mauer im Ostarrichi-Park in Wien
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 14. November 2023