Gedenkplatte II am Abend Synagoge optDie Situation am Hochbunker an der Friedberger Anlage in Frankfurt am Main war diesmal eine ganz andere 

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Tag war geprägt vom 7. Oktober 2023, an dem die Hamas über jüdische Menschen jenseits der Grenzen des Gaza-Streifens, also auf dem Territorium Israels, herfiel, um sie zu massakrieren oder sie als Geißeln zu nehmen. Die Hamas erkennt den jüdischen Staat nicht an und will ihn zerstören. Das Vorgehen der Hamas sollte nur ein Auftakt sein.


Die Ansprache, die am 9. November vor dem Hochbunker an der Friedberger Anlage - wie alljährlich - gehalten wurde, war ganz von den laufenden Ereignissen geprägt. Solcher Art Themen aber sind keineswegs neu, sondern entsprechen dem schwelenden Großentwurf des globalen Antisemitismus. Denn einen allgemeinen Feind muss es für die menschliche Durchschnittsware eben geben. Was den Hochbunker anbetrifft, so muss dieser mit der ehemals prächtigsten Synagoge an dieser Stelle in einen Vergleich treten, den er niemals aushalten dürfte. Er ist heute Gedenkstätte wie auch Stätte der Information über das jüdisch geprägte Ostendviertel.

Ein Vorspiel nur

Die historische Reichspogromnacht war ein Vorspiel für das, was da kommen sollte. Demzufolge die historische Reichspogromnacht auch spielerisch im Volksmund als Reichskristallnacht bezeichnet wurde, die sie 85 Jahre vor unserer Zeit gewesen ist. Hingewiesen am Abend des 9. November wurde durch Ansprache auf dem Platz vor dem Hochbunker auch auf die sog. Polen-Aktion von 1938, mit der aus dem Reich deportiert wurde, als vermeintliche Rache für die verzweifelte Tat des Jungen Herschel Grynspan aus Hannover an einem Gesandten im damaligen Paris, die zum Vorwand wurde sich vornehmlich an den Juden zu rächen. Bei der besagten Polen-Aktion wurden auf Weisung Heinrich Himmlers mindestens 17 000 Jüdinnen und Juden mit polnischer Staatsangehörigkeit aus Deutschland ausgewiesen.

Deutschland erwache, Juda verrecke, wurde als Parole herumgeschrien, ein gefundenes Fressen für frustrierte junge zornige Männer, die kurz und klein schlugen, was ihnen Innen wie Außen in Straßenzügen auf dem Weg lag. Auch die Zerstörung oder – ‚besser noch‘ - der Diebstahl fremden Eigentums wie vorzüglich jüdischer Wohnungen wurde zur passenden Gelegenheit für die SA, für jene Schurken des Unwesens - und ihre oftmals jungen Anhänger - für hohes SA-Personal Wohnungen zu beschlagnahmen.

In die Ostend-Synagoge flogen Brandsätze, die Thora-Rollen wurden geschändet, wenn nicht noch zuvor am Zaun aufgehängt. Das umstehende Publikum brach in ein Triumphgeschrei aus, sofern es nicht nur beim Johlen blieb. 3000 Männer wurden verhaftet, zum Südbahnhof verbracht und nach Buchenwald oder Dachau verschleppt. Lediglich 500 kamen zurück. Die Wirtschaft kaufte sich beim System ein. 6 Millionen Juden sind die Zahl, die wir von Vorfahren als Vernichtete erfuhren, nicht zu vergessen darunter Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen, Zeugen Jehovas, politische Gegner, Homosexuelle, Gefangene und viele andere Unliebsame mehr.

Neueste bedrohliche Ereignisse bestätigten auch, wie wichtig es ist, die Demokratie zu stärken und zu verteidigen. 20 Prozent Stimmen für die AfD sind ein Menetekel. Mit der versteckten oder offenen Diskriminierung der vermeintlich Anderen fängt es an, auf die Ausgrenzung folgt der Angriff. Das unheimlichste Seitenstück, wenn nicht die Kernsubstanz des menschlich Entsetzlichen aber ist und bleibt der Antisemitismus. Offenbar benötigt der kleine Geist eben diesen, um sich groß und mächtig vorzukommen und frei von dem degradierenden Makel, die ihm ein Regime insinuiert. Der neue Name des Übels heißt nun Hamas. Dieses ist auf dem Weg des absolut Bösen. Mit den hinterhältig angegriffenen und verschleppten Kibbuzim aus deren Kibbuz‘ darf der Vergleich mit Butscha, Srebrenica und den Opfern der Shoa gezogen werden.

Etwas Erfreuliches sei zum Schluss doch verbreitet. Der ‚World Jewish Congress‘ (Sitz in Brüssel mit 2,5 Millionen Mitgliedern) hat die Projektionen der besseren Vergangenheit des Bunkers – gemeint der dort einstmals prangenden prächtigsten Synagoge Frankfurts - finanziell gefördert. Seit mittlerweile 2014 schickt der Autor dieser Zeilen den jeweils neuesten Bericht alle Jahre wieder ganz zu Recht. Auch wenn sich etwas nur wiederholt. Denn Vergesslichkeit und Gleichgültigkeit sind unausrottbar.

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© Heinz Markert