Inlandgeheimdienst Shin Bet bittet Armee um sofortige Entlassung eines rekrutierten Siedlers
Tel Aviv (Weltexpresso) - 1998 kam es in Jerusalem zu einer Serie von Messerangriffen auf Palästinenser. Zwei wurden ermordet, mehrere verletzt. Der Hauptverdächtige damals war Chaim Pearlman, ein radikaler Siedler aus Tapuah und Anhänger des extremistischen Rabbiners Meir Kahane. Pearlman war schon damals ein enger Freund von Itamar Ben Gvir, der später die rechtsextreme Otzma Yehudit-Partei gründete und heute als Nationaler Sicherheitsminister fungiert.
Der israelische Inlandgeheimdienst Shin Bet hatte damals Pearlman als Hauptverdächtigen festgenommen und verhört, angeblich auch unter Gewaltanwendung, wie Pearlman später behauptete. Obwohl es offensichtlich zu sein schien, dass der Siedler für die Serien-Angriffe verantwortlich war, konnte er nicht angeklagt werden, die Beweise reichten dafür nicht aus. Der Fall wurde aber nie geschlossen.
Nun tauchten Fotos von Pearlman in Armee-Uniform auf. Er hatte sich nach dem 7. Oktober freiwillig zu einer Spezialausbildung für Ultraorthodoxe gemeldet, um an diesem aktuellen Krieg teilnehmen zu können. Der Shin Bet sah die Fotos und bat daraufhin die Armee den Mann sofort wieder aufgrund des Tatverdachts von damals zu entlassen, was sie auch sofort tat. Ein Sprecher der Armee erklärte, dass man nichts von Pearlmans Vorgeschichte wusste, weswegen es auch keine Probleme bei der Rekrutierung gab.
Inzwischen soll es neue Beweise geben, die den Verdacht, dass Pearlman für die Attentate von 1998 verantwortlich ist, erhärten. Der Siedler, der auch jetzt noch von Ben Gvir verteidigt wird, gibt sich unschuldig und erklärt, dass dies alles nur eine Schikane des Geheimdienstes gegen ihn sei.
Foto:
Radikaler Siedler Chaim Pearlman
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 31. Januar 2024