Erste Informationen für einen Deal zur Freilassung von israelischen Geiseln bekannt geworden
Tachles Redaktion
Tel Aiviv (Weltexpresso) - Wie die «Washington Post» bereits am Mittwoch meldete, scheint es, als ob es eine erste Rahmenabmachung für die Freilassung von Geiseln geben könnte. Derzufolge sollen alle zivilen israelischen Geiseln freigelassen werden. Im Gegenzug würde Israel pro Geisel drei Gefangene freilassen, sich aus den Städten in Gaza zurückziehen und einer sechswöchigen Kampfpause zustimmen. Aus Jerusalem konnte man erfahren, dass das Kriegskabinett angeblich einen Austausch von Geiseln und Gefangenen unbedingt erwirken möchte.
Die Hamas prüft derzeit noch diese Rahmenpläne, die von Mossad Chef David Barnea, Shin Bet Chef Ronen Bar, CIA Direktor William Burns, Ägyptens Geheimdienstchef Abbas Kamel und dem katarischen Premier Mohammen al Thani in Paris ausgehandelt wurden.
Doch alle Seiten warnen. Noch ist dieser Plan nicht in Stein gemeißelt, es müssen noch viele Hürden genommen werden, ob ein dann von allen Seiten akzeptierter Austausch dann auch genau so aussehen wird, kann man jetzt noch nicht wirklich wissen. Ein einmal von allen Seiten akzeptierter Deal muss in Israel noch vom gesamten Kabinett abgesegnet werden. Schon jetzt droht vor allem der rechtsextreme Nationale Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir die Koalition platzen zu lassen, wenn man der Hamas auch nur einen Schritt entgegenkomme. Finanzminister Bezalel Smotrich denkt ähnlich. Für Premier Netanyahu könnte das schwierig werden, da er dann ganz auf die oppositionelle Nationale Einheitspartei von Benny Gantz angewiesen ist, die zu Beginn des Kriegs in eine Notstandsregierung mit eingestiegen ist.
Doch die Journalistin Ravit Hecht von der linksliberalen Zeitung Haaretz bezweifelt in einer Analyse, dass Ben Gvir und Smotrich wirklich gehen würden. Es sei nur heiße Luft, die sie von sich geben, da beide auf keinen Fall den Einfluss von Gantz und seiner Partei erhöhen möchten, was automatisch geschähe, wenn sie die Koalition aufkündigen würden. Inzwischen hat Oppositionsführer Yair Lapid erklärt, er sei bereit mit seiner Partei in die Koalition einzutreten, wenn Ben Gvir und Smotrich gingen, um so die Freilassung der Geiseln mit zu ermöglichen. Ein Deal dürfe nicht am Widerstand der Extremisten scheitern, so Lapid. Was im Augenblick noch gar nicht klar ist: Was aus den gefangenen Soldatinnen und Soldaten wird. Wahrscheinlich will Hamas sie als Geiseln und Faustpfand weiter behalten.
Foto:
Menschen demonstrieren für einen Freilassungsdeal mit der Hamas am vergangenen Montag in Tel Aviv
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 1. Februar 2024