Bildschirmfoto 2024 03 10 um 00.52.35Israelischer Minister Benny Gantz in Washington

Redaktion

Washington (Weltexpresso) - Anfang der Woche besuchte Benny Gantz, Minister im israelischen Kriegskabinett, Washington und bekam von allen Seiten zu hören, dass Israels Weigerung, einen vernünftigen Plan für den Tag nach dem Krieg vorzustellen, zu einem absoluten Desaster führen werde. Der Vorwurf war massiv und kam von Vizepräsidentin Kamala Harris, dem Nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan, dem Beauftragten für Nahost im Weissen Haus Brett McGurk, US-Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin.

Anlass für die Verärgerung in der Biden-Administration war die Katastrophe von letzter Woche Donnerstag bei den Versorgungs-LKWs, als Hunderte Palästinenser die Hilfsgüter plündern wollten. Dabei kam es zu chaotischen Zuständen, die Menschen trampelten übereinander und angeblich beschoss die israelische Armee die Menschen. 115 Palästinenser wurden getötet, Hunderte schwer verletzt.

Die Amerikaner erklärten Gantz, dass sie Sorge haben, dass sich solche Szenen in ganz Gaza wiederholen werden, wenn Israel nicht einen vernünftigen Plan vorlegt, wer und wie nun Gaza zukünftig verwalten soll. Die USA wollen arabische Staaten wie Saudi-Arabien und die Emirate in die Pflicht nehmen. Das aber kann nur geschehen, wenn die Israelis sich zu einer Zwei-Staaten-Lösung bekennen und einen Prozess in Gang setzen, der unumkehrbar wäre.

Dann wären die arabischen Machthaber auch bereit zu helfen und mehr noch: Die Saudis würden diplomatische Beziehungen mit Israel aufnehmen, ein Meilenstein bei der Bemühung, Israel endlich im Nahen Osten «ankommen» zu lassen.

Doch Premier Netanyahu verweigert alle Pläne in diese Richtung. Was er als Plan für die Zukunft vorlegte, läuft auf eine permanente Besetzung Gazas hinaus.

Auch Benny Gantz legte einen Plan vor, der aber ebenfalls nichts über einen palästinensischen Staat aussagt. Die Gefahr, die die USA sehen, ist konkret und immanent. Israel wird sich erneut im Sumpf von Gaza einfangen lassen und dafür in jeder Hinsicht «bluten»: politisch, diplomatisch und faktisch. Diese Kurzsichtigkeit Netanyahus ist wieder einmal auf seine Abhängigkeit von seinen rechtsextremen Koalitionspartnern zurückzuführen. Die Zukunft für und in Gaza schaut düster aus.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 8. März 2024