war andSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. Juni 2024, Teil 5

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Im Juli 1998 beschlossen 120 Staaten, das Nürnberger Vermächtnis in eine ständige Einrichtung umzuwandeln, was zuvor noch nie geschehen war. Diese Staaten verpflichteten sich, die schwersten Verbrechen gegen die internationale Gemeinschaft zu verhindern und zu bestrafen: Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord, Kriegsverbrechen und Angriffskriege.

Um den Schutz der Opfer zu gewährleisten, schufen sie den Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag, der eingreifen soll, wenn Staaten nicht handeln. Der argentinische Jurist Luis Moreno Ocampo wird der erste Chefankläger des ICC und widmet sich zehn Jahre lang der Verfolgung von Kriegsverbrechern in aller Welt. Schließlich übergibt Ocampo sein Amt an seine Nachfolgerin Fatou Bensouda, kehrt heute aber zum ersten Mal wieder nach Europa zurück, um sich mit einer Grundsatzrede an die Weltgemeinschaft zu wenden, und zwar an dem Ort, an dem die Verfolgung von 
Kriegsverbrechern ihren Anfang nahm - im Nürnberger Gerichtssaal 600.

"Kann die Justiz den Krieg als Mittel zur Konfliktlösung ersetzen“? Ocampo glaubt, dass es möglich ist. Doch man braucht die weltweite Unterstützung der Menschen. Um sie zu erreichen kann und Film eine entscheidende Rolle spielen.

Der Film ‚Urteil von Nürnberg‘ (1961) über die Nürnberger Prozesse, öffnete Millionen von Menschen die Augen für die Schrecken des Holocaust. Der im letzten Jahr erschienene Film Oscar nominierte Film ‚Argentina 1985‘, der den jungen Ocampo bei der Verfolgung von Gräueltaten der Militärjunta zeigt, klärt neue Generationen über den wahren Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur auf. Ebenso wirft ‚War and Justice‘ Licht auf den Teufelskreis der Gewalt, dem die Welt angesichts der vielen Kriege schutzlos ausgesetzt zu sein scheint. Heute ist der ICC gefragter denn je. Russland beschloss, einen Teil der Ukraine militärisch zu besetzen, und 43 Staaten reagierten darauf, indem sie den ICC um Intervention baten. Die Ukraine akzeptierte die Zuständigkeit des Gerichts für die Untersuchung möglicher
Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und Karim Kahn, der derzeitige Chefankläger des ICC, ist zwar aktiv, kann aber das Verbrechen des Angriffskrieges nicht verfolgen, da eine 2017 verabschiedete Gesetzesänderung die Zustimmung des Aggressors, in diesem Fall Russlands, erfordert.

Im Genre eines Justizthrillers erzählt der Film wie der erste international legitimierte Strafgerichtshof gegen Kriegsverbrecher ermittelt. Darunter sind Fälle wie die Niederschlagung des Arabischen Frühlings in Libyen, mögliche Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg und die Rekrutierung von Kindersoldaten im Kongo. Die Schauspielerin Angelina Jolie und Sondergesandte der UN und einer der ehemaligen Chefankläger bei den Nürnberger Prozessen, Ben Ferencz, reisen eigens für den ersten Prozess gegen den kongolesischen Milizenführer Thomas Lubanga Dyilo nach Den Haag. Sie wollen dieses junge Gericht und seine Akzeptanz in der Öffentlichkeit unterstützen.

Ben Ferencz, der im April 2023 mit 103 gestorben ist, hat sein Leben lang dafür gekämpft, Angriffskriege selbst als Kriegsverbrechen einzustufen. Seiner Ansicht nach führen alle Kriege zu Gräueltaten an der Zivilbevölkerung, was in der heutigen hybriden Kriegsführung unvermeidlich ist. Gibt es einen Ausweg aus dem Teufelskreis der Gewalt, den ein Internationaler Strafgerichtshof bieten könnte, wenn er von allen Staaten der Welt anerkannt würde und jeder Staatschef, der Kriegsverbrechen zulässt oder einen Angriffskrieg führt, zur Verantwortung gezogen würde? 

„besonders wertvoll“ ausgezeichnet wurde und seinem Langfilmdebüt Witness 26.

Filmografie (Regisseur)
• 2013: Der Chefankläger – Am Internationalen Strafgerichtshof (Dokumentarfilm)
• 2013: The Projectionist: The Story of a Film (TV-Dokumentation)
• 2014: Paddy´s Mum (TV-Dokumentation)
• 2015: Good bye Syria (TV-Dokumentation)
• 2019: Jamil (Kurzfilm)

Filmografie
• 2013: Der Chefankläger – Am Internationalen Strafgerichtshof (Dokumentarfilm)
• 2014: The Forecaster, Die Geschichte von Martin Armstrong (Dokumentarfilm)
(Deutscher TV-Titel: Der Pi-Code)
• 2016: Das Versprechen (Dokumentarfilm)
• 2017–2018: SOKO Stuttgart (4 Episoden) (TV-Serie)
• 2018: Großstadtrevier (4 Episoden) (TV-Serie)• 2018: Team Alpin (2 Episoden) (TV-Serie)
• 2016–2019: Dr. Klein (12 Episoden) (TV-Serie)
• 2019: Das Forum (Dokumentarfilm)
Filmografie (Art Director)
• 2011: Nach der Stille (Dokumentarfilm)
• 2014: The Forecaster, Die Geschichte von Martin Armstrong (Dokumentarfilm)
(Deutscher TV-Titel: Der Pi-Code)
2016: Das Versprechen (Dokumentarfilm


Regisseur: Michele Gentile

Michele Gentile (geb. 1987) ist Sohn einer deutschen Mutter und
eines italienischen Vaters. Nach dem Schulbesuch in Münsingen
und Erreichen seiner Fachhochschulreife in Bad Urach bereiste
Gentile für ein eineinhalb Jahre Australien. Dort arbeitete er
zeitweise als Klavierstimmer, Farmarbeiter und im Bergbau. Im
Rahmen seines Wehrdienstes bei der deutschen Bundeswehr war er
2009 fünfeinhalb Monate als Patrouillensoldat der ISAF in
Afghanistan tätig. In Kabul drehte er seinen ersten Dokumentarfilm
Im Einsatz.
Im Anschluss betreute Gentile zwei Jahre lang das Friedensprojekt Cinema Jenin als
Projektleiter in Palästina. Gemeinsam mit palästinensischen Studenten begann er 2010 in
Jenin die Dreharbeiten zu seinem ersten Spielfilm Die Projektionistin. Die Produktion kam
allerdings zum Erliegen, als der Co-Produzent Juliano Mer Khamis im Frühjahr 2011
erschossen wurde.
Im Sommer 2011 begann er in Den Haag die Dreharbeiten als Co-Regisseur mit Marcus
Vetter für den Dokumentarfilm The Court über den Internationalen Strafgerichtshof und den
damaligen Chefankläger Luis Moreno Ocampo. An dem Film wirkte auch Angelina Jolie mit.
Zwischen 2011 und 2013 realisierte Gentile als Regisseur die Fernsehfilme Die
Projektionistin - Die Geschichte eines Films, Good bye Syria und Paddys Mum für die Reihe
Leben! auf EinsPlus.
Als Gründer der Band Holiday Park feierte er erste Erfolge mit Songs wie I Am Waiting,
Fionas Song oder For You My Friend die es bereits in verschiedene TV-Formate schafften.
Im Anschluss begann Gentile mit dem Schnitt von TV-Serien wie Dr. Klein, SOKO Stuttgart,
Großstadtrevier oder das neue Hauptabendformat im ZDF Team Alpin.
Ende 2016 gründete er die Filmproduktionsfirma Little Big Talents die vor allem
Werbeproduktionen für renommierte Firmen umsetzt, Bildgestaltung verschiedener TVSerien vornimmt und 3D Animationen entwickelt.
Seit 2019 arbeitet er als Regisseur und Autor an seinem bereits abgedrehtem Kurzfilmdebüt
Jamil, das von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat
Fotos:
©Verleih

Info:
WAR and JUSTICE
Ein Film von Marcus Vetter und Michele Gentile
Gewidmet Ben Ferencz, dem jüngsten Chefankläger bei den Nürnberger
Prozessen, der sein Leben lang dafür kämpfte, Krieg durch Gerechtigkeit zu ersetzen.
„Das größte Kriegsverbrechen ist der Krieg selbst.“
(Ben Ferencz)
Abdruck aus dem Presseheft