Hanswerner Kruse
Schlüchtern (Weltexpresso) - Am letzten Freitag wurden in Schlüchterns Innenstadt und im Stadtteil Breitenbach neue Stolpersteine verlegt. Der erste Teil unseres Berichts endete mit der Erinnerung an die Familie Adler. Miachail, der Sohn Max Adlers, war zweimal im Bergwinkel und hatte ausgiebig die Geschichte seiner Familie recherchiert und aufgeschrieben.
In der Biografie seiner Familie gibt es folgendes Ereignis wieder: „Eines Tages suchte Grete beim Einkaufen von Fleisch in der nahegelegenen ‚Deutschen Kolonie‘ im Zentrum Haifas eine Metzgerei auf, deren Besitzer zufällig ‚Wurst‘ hieß. Wurst versuchte, Grete zu täuschen, indem er minderwertige Fleischstücke durch die von ihr gewünschten ersetzte. Als sie sich beschwerte, erkannte er sofort, dass sie etwas von dem Geschäft verstand, und bot ihr eine Stelle als Verkäuferin an. Auch Max arbeitete dort. Später betrieb er einen Fleischerladen in Haifa, obwohl er kein ausgebildeter Metzger war.“
Sein Vater war ein eifriger Sportler, Speerwerfer, der aktiv im jüdischen Sportclub Makkabi aktiv war und sogar 1935 in Tel Aviv an den Makkabi-Spielen teilnahm (Foto dritter von rechts).
Seine Frau Grete hatte aufgrund ihrer Herkunft große Erfahrungen in der Fleischwirtschaft, die der Familie später in Israel halfen.
Doch die Zeiten in Israel dort nach der Gründung des Staates in den frühen 1950er-Jahren, waren für die jüdischen Einwanderer schwierig. Es gab wenig zu essen, kaum Unterkünfte und wenig Arbeit. Es war für viele Migranten ein Kulturschock in das vorderasiatische Land mit großer Hitze und kärgliche Vegetation zu kommen. Deshalb beschlossen Max und Grete Adler nach Australien auszuwandern, wo sie bis in die 2000er-Jahre lebten.
Ein weiterer Stolperstein wird für Martin Kubsch in Schlüchtern-Breitenbach verlegt, der im 1. Weltkrieg zweimal verwundet wurde. Als Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) verfolgten ihn die Nazis und ließen ihn 1936 wegen der Verbreitung „illegaler Schriften“ festnehmen. Dafür wurde er von der gleichgeschalteten Nazi-Justiz wegen der „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. In den Folgejahren stand er unter Polizeiaufsicht und wurde auch in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Schwerkrank wurde er dort befreit und starb einige Jahre später in Breitenbach an Tuberkulose (Foto rechts).
Fotos:
© Hanswerner Kruse / Heimat- und Geschichtsverein Schlüchtern