Bildschirmfoto 2024 09 26 um 07.05.35Der rechtsextreme Knesset-Abgeordnete Simcha Rothman wurde aus einem Hörsaal in Berkeley gejagt

Redaktion tachles

Berkeley (Weltexpresso) - Das hat er sich sicher anders vorgestellt. Simcha Rothman, Vorsitzender des Verfassungs-, Rechts- und Justizausschusses der Knesset, Mitglied der rechtsextremen Partei «Religiöser Zionismus» und einer der Hauptarchitekten der illiberalen Justizreform, war nach Berkeley in Nordkalifornien geflogen, um dort an der Universität auf Einladung der konservativen Federalist Society über seine umstrittenen Pläne zu sprechen.


Doch nach wenigen Minuten war die Veranstaltung vorbei. Israelische und pro-palästinensische Demonstranten jagten ihn von der Bühne. Die Menge im Auditorium bestand überwiegend aus amerikanischen Israelis, die Teil der Anti-Regierungsbewegung UnXeptable sind. Sie hatte offensichtlich das Gros der Tickets gekauft. Die Demonstranten hatten Plakate mit den Fotos der israelischen Geiseln dabei und brüllten Rothman an: «Was machen Sie hier mitten im Krieg? Was haben Sie für die Geiseln getan?»

Vor dem Auditorium hatten sich palästinensische Studenten versammelt, die Schilder mit Namen der im Gaza-Krieg getöteten Palästinenser trugen und ihre Parolen gegen Rothman, aber auch gegen alle anderen anwesenden Israelis richteten. «Liberale Zionisten unterstützen den Genozid» riefen sie immer wieder. Im Saal selbst kam Rothman nicht zu Wort. Kaum dass er anfing zu reden, brüllten ihn die Israelis nieder. Sie merkten zunächst nicht, dass auch anti-israelische Protestierende unter ihnen sassen, die dann ein Megaphon nahmen und losschrien «Free, Free Palestine» und «Israel ist ein Terroristen-Staat». Daraufhin begann ein aggressiver Streit zwischen Israelis und der Gegengruppe. Rothman verließ unterdessen den Saal. Die Veranstaltung wurde dann auf Zoom weitergeführt. Zu den Finanziers dieses Events gehörte übrigens auch Chabad-Lubawitsch.

Foto:
Simcha Rothman auf einer Archivaufnahme
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 26. September 2024