Der Blog der Bayerischen Schlösserverwaltung

Erinnerung an deutschen Widerstand gegen das Naziregime ist lebenswichtig

Kurt Nelhiebel

Bremen (Weltexpresso) – In Zeiten wie diesen, da die Grundmauern unserer demokratischen Heimat von ihren Feinden unterspült werden, sollten sich alle Menschen bewusst machen, was ihnen nach dem zweiten Weltkrieg von der Schulzeit her oder aus Büchern von der Zeit kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Erinnerung geblieben ist; viel dürfte es nicht sein.

 

War es nicht so, dass damals – ähnlich wie heute – viele glaubten, ganz so schlimm, wie manche befürchteten, werde es schon nicht werden, wenn die Leute mit der Hakenkreuz-Armbinde erst einmal am Ruder seien. Ähnliches mutmaßen heute viele Wähler der Alternative für Deutschland (AfD), insbesondere viele junge Menschen, die den Naziterror nur vom Hörensagen her kennen. Das Erwachen war furchtbar.

 

Ich bin 97 Jahre alt und habe den Nationalsozialismus am eigenen Leibe erfahren. Es gab nach dem Ersten Weltkrieg insbesondere unter der Arbeiterschaft viele Menschen, die rechtzeitig vor den Gefahren gewarnt haben, die sich für Deutschland aus der Herrschaft der Nazis ergaben. Sie blieben standhaft auch als sie mit langjähriger Haft in einem der vielen Konzentrationslager rechnen mussten, die in allen Gegenden des Deutschen Reiches  wie Giftpilze aus dem Boden geschossen waren.

 

Der britische Premierminister Winston Churchill, der sein Land zum Sieg über Hitler-Deutschland geführt hat, rief der Welt 1947 ins Bewusstsein: „ In Deutschland lebte eine Opposition, die zu dem Edelsten gehört, was in der Geschichte der Völker je hervorgebracht worden ist. Diese Männer und Frauen kämpften ohne Hilfe von innen und außen, einzig getrieben von der Unruhe ihres Gewissens. Ihre Taten sind das unzerstörbare Fundament eines neuen Aufbaus.“.

 

Leidet ist dieser edle Ansatz vom politischen Alltag im geteilten Deutschland zerrieben worden. Im Osten wurde der kommunistische Widerstand in den Vordergrund gerückt, während er im Westen weitgehend totgeschwiegen worden ist.  Gedacht wurde hier hauptsächlich der Opfer. Dabei gerieten die aktiven Kämpferinnen und Kämpfer zwangsläufig ins Hintertreffen. 

 

Im Gegensatz zu Frankreich, wo auch kommunistischen Widerstandskämpfern ein Ehrenplatz im Pantheon inmitten von Paris eingeräumt wird,, haben die Verantwortlichen in Deutschland für die Büste von Sophie Scholl, dem strahlenden Symbol des deutschen Widerstandes gegen das Naziregimes, keinen besseren Platz gefunden als die  Walhalla in der Einsamkeit der bayerischen Pampa. Diesem beschämenden Zustand sollte ein Ende gemacht und ein Platz im Zentrum der deutsche Hauptstadt geschaffen werden, der dem Ansehen nicht nur von Sophie Scholl und ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern gerecht wird, sondern dem gesamten deutschen Widerstand gegen das Naziregime.

 

Es  gibt ungefähr fünfzig Beauftragte der Bundesregierung für alles nur Denkbare. Wann endlich wird eine Beauftragte oder ein Beauftragter für die Erinnerung an den deutschen Widerstand gegen das Naziregimes berufen? 

 

Foto:
Sophie Scholl in der Walhalla
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