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Madrid (Weltexpresso) - Zumeist erinnern wir mit diesem Newsletter an Erfolge des internationalen antifaschistischen Kampfes. Doch wir haben ebenfalls Grund, uns an heroische Kämpfe zu erinnern, selbst wenn sie in der Konsequenz nicht siegreich waren. Zumeist haben sie dazu beigetragen, die faschistische Herrschaft in den jeweiligen Ländern deutlich zu verkürzen oder ein Signal für die Besiegbarkeit des Faschismus zu geben. Beides trifft jedoch auf das Ereignis, dessen 80. Jahrestag wir in den vergangenen Tagen erlebten, nicht zu, nämlich die „Operación Reconquista de España“ vom Oktober 1944. Dennoch erinnern wir an diese Aktion, zeigte sie doch den ungebrochenen Kampfeswillen der Kämpfer der spanischen Republik, die 1939 ihre Heimat verlassen mussten.
Die Erfolge der Anti-Hitler-Koalition im Herbst 1944 an allen Frontabschnitten und – getragen von den nationalen Widerstandsbewegungen – in den vom Faschismus okkupierten Gebieten brachte die spanische republikanischen Milizionäre zu der Überzeugung, dass es möglich sei, durch einen bewaffneten Vorstoß über die französische Grenze nicht nur Teile des spanischen Territoriums zu befreien, sondern auch einen Volksaufstand gegen die Franco-Herrschaft auszulösen.
Geplant wurde die Aktion im französischen Hauptquartier der von der PCE getragenen „Gruppierung Spanischer Guerilleros“ (Agrupación de Guerrilleros Españoles/ AGE). Für die Invasion wurde die Division 204 gegründet, die aus 12 Brigaden bestand. Ihr Kommandant war Vicente López Tovar. Über die Zahl der Kämpfer, die bei der Aktion beteiligt waren, gibt es verschiedene Aussagen. Man spricht in unterschiedlichen Quellen von 4.000 bis 7.000 Guerilleros, die im Oktober 1944 die Grenze nach Spanien überschritten. Einheitlich ist jedoch die Aussage, dass es militärisch erfahrene Kämpfer waren, die zum Teil über schwere Waffen verfügten. Die Einbindung der republikanischen Kämpfer in die Strukturen der französischen Résistance und die jeweiligen Maquis-Einheiten hatten auch hier gute Voraussetzungen geschaffen.
Nachdem Anfang Oktober 1944 an verschiedenen Grenzbereichen bereits kleinere Vorstößen stattfanden, mit denen die franquistischen Militärkräfte abgelenkt werden sollten, begann am 19. Oktober 1944 ein massiver Angriff auf das Valle de Arán, ein Tal in den südlichen Pyrenäen auf der katalanischen Seite. Ziel dieser Offensive war die Besetzung eines Korridors zwischen den Flüssen Cinca und Segre und der französischen Grenze. Danach sollte das Gebiet von der „Regierung der Republik“, die sich damals in Paris im Exil befand, als erobert erklärt werden. Diese symbolische Aktion sollte einen allgemeinen Aufstand gegen Franco im ganzen Land auslösen. Erhofft war, dass dieser Aufstand dann eine Intervention der anglo-amerikanischen Alliierten nach sich ziehen würde, um Spanien zu befreien, so wie der Rest Europas ebenfalls vom Faschismus befreit wurde.
Tatsächlich gelang es den Guerilla-Armeen, verschiedene Dörfer und kleine Ortschaften zu erobern, die republikanische Fahne zu hissen und auf den Dorfplätzen antifranquistische Meetings durchzuführen. Ein Teil der Grenze wurde über Tage hinweg von den Guerilla-Kräften kontrolliert. Lastwagen mit Material und Verstärkung kamen an. Trotz erster Erfolge scheiterte die Eroberung von Viella, dem Hauptziel der Operation. Über die Gründe der Niederlage wird bis heute in Spanien debattiert.
Unstrittig ist, dass die Maquis-Einheiten gegenüber den franquistischen Kräften in der Unterzahl und schlechter ausgerüstet waren. Tatsächlich hatte das Regime nach den ersten Vorstößen der Partisanen starke Kräfte an die Pyrenäen-Grenze verlegt. Mindestens ebenso problematisch war die fehlende Unterstützung dieser Militäraktion durch einen Volksaufstand in Spanien. Erkennbar hatte der fünfjährige franquistische Terror dazu geführt, dass Kräfte des organisierten Widerstands in Spanien nicht wirksam werden konnten. Zudem gab es eine totale „Informationssperre“, so dass der Angriff über die Pyrenäen nur in der unmittelbaren Umgebung bekannt wurde.
Trotz heroischer Kämpfe, bei denen knapp 130 Kämpfer getötet und fast 600 verletzt wurden, mussten sich die antifaschistischen Kämpfer am 24. Oktober 1944 wieder über die französische Grenze zurückziehen. Am 28. Oktober war der Rückzug abgeschlossen.
Als Konsequenz veränderten die spanischen Antifaschisten ihre Strategie. Statt von außen militärisch das Regime unter Druck zu setzen, begann man in verschiedenen Landesteilen „Stadt-Guerilla“-Gruppen aufzubauen. Nachgewiesen ist solch bewaffneter Widerstand in Barcelona, Bilbao, Leon, Madrid und Valencia. Die bekannteste Gruppe war die „Guerilla-Gruppe Levante Aragon“ (Agrupación Guerillera de Levante y Aragón - AGLA), die Operationen zwischen Süd-Teruel, dem Zentrum von Castellón und dem Norden von Cuenca durchführte.
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© universidad obrera
Info:
Quelle des Artikels: International Federation of Resistens Fighters FIR Newsletter 2024-43 dt.
Der ehemalige Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, ist uns in seiner ehemaligen Funktion wirklich ans Herz gewachsen, weil er umsichtig und mit nicht nachlassendem Engagement sich um die kümmerte, die Hilfestellung durch die Gesellschaft brauchen. Öffentlich wird er auch als Soziallobbyist bezeichnet, was nachgerade komisch ist, sollte doch jeder Mensch ein Soziallobbyist sein, also dafür sorgen, daß Menschen gesellschaftlich nicht abgehängt werden, sondern mit Hilfestellungen ihr eigenes Leben leben können. Auf jeden Fall ist Schneider weiterhin aktiv und wir erhalten von ihm den FIR-Newsletter, den wir gerne weitergeben. Die Redaktion