Vor Mitternacht Ortszeit zeichnet sich eine Niederlage der Demokraten ab
Andreas Mink
Wahsington (Weltexpresso) - Bis zu den endgültigen Ergebnissen auch für lokale Rennen und Kongress-Mandate vergehen womöglich noch Tage. Aber bereits wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale zeichnet sich eine Niederlage von Kamala Harris gegen Donald Trump ab. Zudem dürften die Demokraten ihre kappe -Senats-Mehrheit verlieren. Im Repräsentantenhaus ist die Lage unklar. Trump hätte als Präsident jedoch relativ freie Hand, da die Demokraten im Gegensatz zu den Republikanern als Opposition selten geschlossen agieren.
Ein Erfolg Trump und der ihm hörigen «Grand Old Party» ist neben Ergebnissen in den sieben Swing States Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin an einem Trend-Barometer der «New York Times» abzulesen: Dort zeigen rote Pfeile quer durch das Land einen mehr oder weniger deutlichen Ruck in Richtung der Republikaner.
Daneben liegt Harris in «Signal-Landkreisen» wie Northampton County in Pennsylvania, die traditionell Auskunft über nationale Ergebnisse geben, bei knapp 90 Prozent der ausgezählten Stimmen fünf Punkte und 8000 Voten hinter Trump. Joe Biden hatte hier 2020 mit 1200 Stimmen sehr knapp gewonnen. Zudem zeichnet sich ab, dass die Abwanderung vor allem von Männern aus Minderheiten zu Trump die Mobilisierung von Frauen für Harris überwältigt hat. Damit hat sich auch die von Harris gewählte Taktik, nämlich Trump mit Hitler zu vergleichen, als Katastrophe für die Vizepräsidentin und ihre Partei erwiesen. Vermutlich hat sie in der Hoffnung auf Unterstützung moderat-konservativer Weißer – die Trump moralisch ablehnen und als Gefahr für die Demokratie betrachten –viel zu spät wirtschaftliche Argumente und eigene Pläne dabei in den Vordergrund gestellt.
Für ein abgewogenes Resümee ist es zu früh und einzelne Regionen könnten noch für Überraschungen sorgen. Aber an einem Triumph des 78-Jährigen ex-Präsidenten ist kaum mehr zu zweifeln. Was eine zweite Trump-Präsidentschaft neben heller Panik und tiefen Streitigkeiten über ihre zukünftige Linie auf demokratischer Seite bringt, ist ebenfalls unklar. Sicherlich werden Mega-Spender wie Tim Mellon und Elon Musk, oder auch Miriam Adelson auf die Erfüllung ihrer Wünsche wie Deregulierung, Steuersenkungen und eine noch massivere Unterstützung Israels als die von Biden geleistete drängen.
Unklar ist natürlich auch, ob Trump ab dem 21. Januar 2025 Millionen von «Illegalen» jagen, in Deportationslager sperren und nach Mexiko ausschaffen, oder «Feinden im Inneren» eine gleichgeschaltete Justiz auf den Hals hetzen wird. Womöglich sind er und seine Berater sogar clever genug, die von Biden angeschobene Erneuerung der amerikanischen Infrastruktur und von Zukunfts-Industrien wie Mikro-Prozessoren fortzuführen. Dann würde er womöglich sogar von einer florierenden Wirtschaft profitieren. Zumindest die Börse sieht in dieser Wahlnacht mit explodierenden «Futures» viel Anlass zu Zuversicht.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 6. November 2024