Deutschlandfunk Athen– die Schlacht um Athen

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Berlin (Weltexpresso) - Vor einiger Zeit erinnerten wir an die großen Verdienste des griechischen Widerstands, insbesondere der griechischen Volksbefreiungsarmee ELAS, des militärischen Arms der Nationalen Befreiungsfront EAM bei der Befreiung Griechenlands von der faschistischen Barbarei. Dabei gelang es nicht nur, die deutschen Besatzer zu vertreiben. In weiten Teilen des Landes wurden demokratische Verwaltungsstrukturen unter der Leitung der EAM aufgebaut.

Dies war jedoch nicht im Sinne der zurückgekehrten bürgerlichen und monarchistischen Kräfte und der sie unterstützenden britischen Armee. Trotz eines politischen Agreements, das eine Tolerierung unterschiedlicher Entwicklungswege beinhaltete, verstärkte sich der Streit mit der bürgerlich dominierten Koalitionsregierung, die von den Kräften der Volksbefreiungsarmee forderte, die Waffen abzugeben. Am 1. Dezember 1944 ordnete die griechische Regierung an, dass die Polizei der EAM, der Bürgerschutz, seine Tätigkeiten einstellen solle. Der britische General Ronald Scobie ordnete am 2. Dezember 1944 an, dass insbesondere die ELAS ihre Waffen abzugeben habe und eine neue Polizeitruppe „Ethnofylaki“ die Ordnungsaufgaben übernehmen werde. Aus Sicht der EAM bzw. der ELAS war eine solche Entwaffnung nicht akzeptabel. Daraufhin trat die KKE am 3. Dezember 1944 aus der Regierung Papandreou aus. Als politische Antwort organisierte die EAM am gleichen Tage auf dem Syntagma-Platz in Athen eine Demonstration mit einer halbe Millionen Menschen gegen die bürgerliche Regierung. Mit Duldung der britischen Armee griff die neue Polizei die Kundgebung an  und erschoss Dutzende Demonstranten. Als Antwort besetzten ELAS-Kämpfer in den nachfolgenden Tagen Teile der Stadt und alle Polizeistationen.

Nach militärischer Intervention Großbritanniens am 5. Dezember 1944 griff die britische Armee am 15. Dezember 1944 unter General Scobie auf direkte Weisung des britischen Premierministers auf Seiten der griechischen Regierung ein und bekämpfte die ELAS. Der Einsatz der britischen Armee (insgesamt standen etwa 75.000 britische Soldaten in Griechenland, davon 25.000 in und um Athen) verschob das militärische Gewicht zu Gunsten der Regierung. Gestützt auf die britische Armee konnte die konservative griechische Regierung ihre Machtposition in der Hauptstadt Athen sichern.

In diesen Kämpfen war es für die EAM und ELAS problematisch, dass durch die Absprachen zwischen der UdSSR und den Westalliierten über die zukünftigen Interessensgebiete in dieser Phase des Kampfes gegen den deutschen Faschismus keine Unterstützung für das auf eine sozialistische Entwicklung orientierte Projekt in Griechenland durch die Rote Armee möglich war. Im Dezember 1944 war es das vordringliche Ziel der alliierten Streitkräfte, der Nazibarbarei ein Ende zu bereiten. Daher schienen politische Konflikte in den jeweiligen Einflusszonen zweitrangig.  

Die Auswirkungen für die Kämpfer der ELAS waren entsprechend. Nach wochenlangen, harten Kämpfen gewannen britische Panzer - unterstützt von Bombardierungen der  Royal Air Force - die Hoheit über Athen. Am 5. Januar 1945 zogen sich die ELAS-Einheiten zurück. Am 11. Januar 1945 wurde ein Waffenstillstand zwischen der EAM und der griechischen Regierung bzw. den Briten beschlossen und am 12. Februar 1945 das „Abkommen von Varkiza“.

ELAS wurde entwaffnet, manche Einheiten versteckten aber ihre Waffen vor dem Zugriff. Royalistische und nationalistische Militärverbände wurden kaum entwaffnet, was im Verlaufe des Jahres 1945 zu weiter steigenden politischen Spannungen führte. Das Varkiza-Abkommen garantierte zwar die freie politische Arbeit der KKE, unter den realen Bedingungen wurde ihre Tätigkeit jedoch massiv behindert. Anhänger wurden von Polizei und Gendarmerie verhaftet und von rechten paramilitärischen Gruppen wie der »Chi« (X) terrorisiert. Bis Dezember 1945 wurden fast 50.000 Anhänger von EAM und ELAS  strafrechtlich verfolgt, gleichzeitig konnten NS-Kollaborateure im Staatsapparat verbleiben. Auf Grund der sich verstärkenden Verfolgung der politischen Linken und anderer Übergriffe der konservativen Regierung begann die Demokratische Armee Griechenlands (DSE) ab 1946 die Errungenschaften des Befreiungskampfes zu verteidigen. Während des griechischen Bürgerkrieges mussten viele demobilisierte ELAS-Kämpfer mit ihren Familien das Land verlassen, um den einsetzenden Verfolgungen zu entgehen. Der griechische Bürgerkrieg endete erst 1949.

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Quelle: FIR Newsletter 2024-50 dt.