Bildschirmfoto 2024 12 24 um 23.57.35Durchgesickerte Nachrichten einer verstorbenen Mitarbeiterin belasten Sara Netanyahu schwer

Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Die Frau des Premierministers soll gezielt Zeugen eingeschüchtert, Beamte belästigt und ein Netzwerk politischer Druckmittel aufgebaut haben, um die Opposition gegen ihren Mann zu unterdrücken.  


Brisante Nachrichten von Hanni Bleiweiss, einer verstorbenen langjährigen Mitarbeiterin der Netanjahu-Familie, werfen ein schockierendes Licht auf die Aktivitäten von Sara Netanyahu. Laut einem Bericht der investigativen Sendung *Uvda* von Channel 12 nutzte die Premierministergattin hinter den Kulissen ein Netzwerk von Likud-Parteitreuen, um gezielt Zeugen einzuschüchtern und Beamte zu belästigen, die in den Korruptionsprozess ihres Ehemanns Benjamin Netanyahu verwickelt sind.  

Die WhatsApp-Nachrichten, die von Bleiweiss’ Handy stammen, zeigen, dass Dutzende von Strafanzeigen bei der Polizei eingereicht wurden, um politischen Druck auszuüben. Besonders ins Visier geriet Hadas Klein, eine zentrale Zeugin in einem der Verfahren gegen Netanyahu. Auf Anweisung von Sara Netanyahu schickte Bleiweiss Parteitreue, um Klein in ihrem Zuhause zu belästigen und sie vor Gerichtsterminen zu verunsichern. Ähnliche Taktiken wurden gegen den ehemaligen Generalstaatsanwalt Mandelblit und den stellvertretenden Staatsanwalt Ben Ari eingesetzt.  

Ein besonders aufsehenerregender Vorwurf betrifft die Eltern eines gefallenen Militärpiloten, die an Protesten gegen Benjamin Netanyahu teilnahmen. Sara Netanyahu soll Bleiweiss angewiesen haben, eine Belästigungskampagne gegen die Familie zu organisieren, ungeachtet der Sicherheitsbedenken ihrer Mitarbeiterin. Als diese sich weigerte, ordnete Sara an, „Likudniks“ zu mobilisieren, die außerhalb offizieller Sicherheitsprotokolle agieren könnten.  

Die Nachrichten zeigen auch, wie besorgt die Netanjahus über die brisanten Inhalte von Bleiweiss’ Handy waren. Während der Schiwa der Mitarbeiterin im Jahr 2023 konzentrierte sich Yair Netanyahu Berichten zufolge darauf, das Gerät zu finden, statt den Trauerfeierlichkeiten beizuwohnen. Ob es ihm gelang, bleibt unklar.  

Die Enthüllungen haben in Israel eine Welle der Empörung ausgelöst. Die Labour-Abgeordnete Naama Lazimi reichte formelle Beschwerden beim Büro des Generalstaatsanwalts und der israelischen Kriminalpolizei Lahav 433 ein. Zudem gründete sie eine WhatsApp-Gruppe mit Anweisungen für Hunderte Unterstützer, eigene Strafanzeigen einzureichen.  

„Gegen Sara Netanyahu muss ermittelt werden“, forderte Lazimi auf X (ehemals Twitter). „In einem Land mit funktionierender Justiz wäre sie bereits nach der Ausstrahlung der Untersuchung vorgeladen worden. Es liegt an uns, sicherzustellen, dass dies geschieht.“  

Das mutmaßliche Beeinflussen von Zeugen in einem Strafverfahren ist in Israel eine Straftat, die mit bis zu sieben Jahren Gefängnis geahndet werden kann.


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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 24. Dezember 2024