Netanyahu wettert in vierminütigem Video gegen israelische Medien
Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso)n - In einem auf seinem X-Account veröffentlichten Video wirft Premierminister Binyamin Netanyahu den israelischen Medien vor, mit PR-Firmen und Aktivisten zusammenzuarbeiten, um ihn, seine Frau Sara und das rechte politische Lager durch „voreingenommene und von einer Agenda gesteuerte“ Berichterstattung zu diskreditieren. Netanyahu spricht in dem Video von „Netzwerken des Giftes und der Hysterie“ und beschuldigt diese, gezielt gegen ihn und seine Familie zu hetzen.
Der israelische Premierminister veröffentlichte das vierminütige Video auf seinem X-Konto, in dem er die israelischen Medien scharf angreift. Netanyahu behauptet, seine politischen Gegner hätten „in den linken Medien ein neues, altes Ziel gefunden: Sie greifen ohne Gnade meine Frau Sara an“. Der Premierminister reagierte damit auf einen Bericht des israelischen Fernsehsenders *Uvda* über Sara Netanyahu, der letzte Woche auf Kanal 12 ausgestrahlt wurde. Laut Netanyahu versuchen die „Netzwerke des Giftes und der Hysterie“, seiner Frau zu schaden, um ihm selbst zu schaden.
„Sie tun dies durch voreingenommene und Agenda-gesteuerte Fernsehprogramme. Dort gibt es keine Grenzen für Lügen, keine Grenzen für abscheuliche Verzerrungen, für das Herausnehmen von Dingen aus dem Kontext, für Fake News, für Gehirnwäsche und ununterbrochene Manipulation. Sie nennen das ‚Uvda‘ [hebräisch für ‚Faktum‘] – aber es ist einfach verlogene Propaganda“, sagte Netanyahu in dem Video.
Der Premierminister fügte hinzu: „Ich würde gerne einmal sehen, dass Kanal 12 und die anderen Giftmüll-Sender eine Untersuchung über die Linke ausstrahlen. Aber verlassen Sie sich nicht darauf, es wird einfach nicht passieren. Es gab hier anderthalb Jahre lang eine linke Regierung mit der Muslimbruderschaft. Wie viele Ermittlungen gab es?“
Laut Netanyahu wird in den „Giftnetzwerken“ täglich gegen das rechte Lager, die ultraorthodoxe Gemeinschaft und die Siedler aufgehetzt. Diese „Giftmaschine“ sei eine „ganze Industrie von Konzernen und PR-Firmen, Dutzenden von Institutionen in Israel und weltweit sowie Tausenden von bezahlten Aktivisten“, die „Minister und Abgeordnete der Rechten schikanieren“. Diese würden auf der Straße gejagt, bedroht und deren Kinder ebenfalls gefährdet. Linke Milliardäre in Israel und im Ausland würden Millionen von Schekel in den Kampf gegen die Rechte investieren, „riesige Plakatwände auf den Straßen aufstellen, Werbeflächen im Land kaufen und endlose, kostspielige Kampagnen in den sozialen Medien organisieren“. All dies geschähe in enger Abstimmung mit den Medien, die Netanyahu als hysterisch bezeichnete.
„Ihre Frustration besteht darin, dass wir immer wieder Wahlen gewinnen, trotz all ihrer Lügen und ihrer gefälschten Umfragen“, erklärte Netanyahu weiter.
Die israelische Journalistengewerkschaft reagierte umgehend auf Netanyahus Video und erklärte, der Premierminister führe eine „organisierte und umfassende Kampagne“ gegen die freie Presse, um diese zu untergraben und öffentliche Kritik zu unterdrücken. „Der jüngste Angriff auf das *Uvda*-Programm ist Teil eines Plans, die freien Medien zu schwächen“, hieß es in einer Stellungnahme. Dazu gehörten auch Versuche, Israels öffentlichen Rundfunk, die Zeitung *Haaretz* und öffentliche Radiosender zu schädigen. „Eine freie Presse ist eine Grundvoraussetzung für Demokratie. Wir fordern die Regierung und ihren Führer auf, damit aufzuhören, gegen die Medien zu hetzen und sie mit abfälligen Bezeichnungen wie ‚Netzwerke des Giftes und der Hysterie‘ zu verunglimpfen“, so die Gewerkschaft.
Im Rahmen einer *Uvda*-Untersuchung, die vergangene Woche veröffentlicht wurde, wurden durchgesickerte Nachrichten bekannt, in denen Sara Netanyahu im Jahr 2020 die damalige Leiterin des Netanyahu-Büros, Chani Bleiweiss, unter Druck setzte, gegen die Nachbarn des Paares, die trauernden Eltern des verstorbenen Piloten Tom Farkash, vorzugehen. Laut dem Bericht schrieb Netanyahu an Bleiweiss: „Die abscheuliche Familie Farkash muss verurteilt werden. Es muss eine Antwort auf die schrecklichen Dinge geben, die sie tun.“ Bleiweiss entgegnete: „Der Sohn von Farkash ist 2006 im Libanon gefallen.“ Netanyahu antwortete: „Ich weiß von ihrem Sohn, dem Piloten, der getötet wurde. Halten Sie mich für dumm?“
Bleiweiss erklärte Sara Netanyahu daraufhin, dass die Polizei nicht gegen das Haus der Familie Farkash vorgehen könne. Wenn sie etwas in den Garten werfen würden, „könnte der Shin Bet in ihr Haus einbrechen“. Daraufhin schlug Sara Netanyahu vor: „Dann verfluchen Sie sie, schreien Sie sie an.“ Bleiweiss entgegnete, dass es dem Shin Bet untersagt sei, diese zu verfluchen. Sara Netanyahu forderte daraufhin, dass Bleiweiss „Likudniks mitbringt, jemanden, der kein Sicherheitsbeamter ist“. Laut Uvda wurde daraufhin der Protest gegen die Familie Farkash organisiert.
Foto:
Binyamin Netanyahu gegen die Medien.©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 27. Dezember 2024