
FIR
Berlin (Weltexpresso) - Am 6. August 1945 wurden von den amerikanischen Streitkräften im Pazifik die erste Atombombe auf Hiroshima und am 9. August die zweite auf Nagasaki abgeworfen. Hunderttausende Menschen starben unmittelbar, zehntausende noch nach langen Jahren an den Spätfolgen. Wir wissen heute aus veröffentlichten Dokumenten, dass die damalige Begründung der Regierung der Vereinigten Staaten, mit dem Abwurf dieser Bombe Japan zur Kapitulation zu zwingen, nur die halbe Wahrheit war.
Den amerikanischen Militärs ging es darum, mit dem Abwurf diese neu entwickelte Massenvernichtungswaffe deren Wirksamkeit unter realen Bedingungen zu testen, die politischen Kräften in Washington wollten mit diesem Abwurf ein militärpolitisches Signal an die Sowjetunion senden, dass die USA über diese Vernichtungswaffe verfüge, die auch gegen andere – erreichbare – Ziele eingesetzt werden könnte. Die Reaktion der Sowjetunion ist bekannt. Sie verstärkte ihre Waffenentwicklung und hatte wenige Jahre später den militärischen Vorsprung der USA neutralisiert.
Die Konsequenz war jedoch, dass von da an durch ein entsprechendes Wettrüsten die Atomkriegsgefahr permanent gestiegen ist. In der Kuba-Krise im Oktober 1962 stand die Welt tatsächlich am Rande eines Nuklearkrieges. Erst danach begannen Gespräche und Vereinbarungen über Atomwaffensperrvertrag, Rüstungskontrollen und Begrenzungen, die jedoch in den vergangenen Jahren – und zwar vor dem Ukraine Krieg – von den Vereinigten Staaten aufgekündigt wurden.
Von daher warnt das Stockholmer Friedensinstitut SIPRI davor, dass die Zahl der einsatzfähigen Atomwaffen steigt. Die Zahl der bekannten Atomwaffen beträgt heute über 12.000 Sprengköpfe. Deren Sprengkraft entspricht der von 146.605 Hiroshima-Bomben. Die Atomwaffenstaaten (USA, Großbritannien, Frankreich, Russland, China, Israel, Indien und Pakistan) gaben 2024 nach veröffentlichten Zahlen mehr als 100 Milliarden US-Dollar für ihre Atomwaffenarsenale aus.
80 Jahre nach den nuklearen Kriegsverbrechen von Hiroshima und Nagasaki, wie sie aus heutiger Perspektive zu bewerten sind, bedrohen atomare Waffensysteme weiterhin das Überleben der Menschheit. Heute ist die Atomkriegsgefahr größer als in allen vergangenen Jahrzehnten. Im Rahmen des Ukraine-Krieges wird öffentlich über den Einsatz von atomaren Mittelstrecken-Raketen in Europa debattiert. Der amerikanische Präsident verkündet die Verlegung von U-Booten mit Atomwaffen an die russische Ostküste. Solche Drohkulissen können tatsächlich Realität werden. Auch die politische Debatte um ein europäisches Atomwaffenarsenal, die im Rahmen der Militarisierung der Europäischen Union geführt wird, geht in die Richtung atomarer Eskalationspolitik.
Dagegen verteidigt die FIR als „Botschafterin des Friedens“ der Vereinten Nationen die auf internationaler Ebene erreichten völkerrechtlichen Normen, wie zum Beispiel den 1968 unterzeichneten Atomwaffensperrvertrag, dem sich bis heute 188 Staaten, darunter alle europäischen Staaten, angeschlossen haben. Dazu gehört auch der von der UN-Generalversammlung vereinbarte Atomwaffenverbotsvertrag mit dem Ziel der Abschaffung aller Nuklearwaffen. Er ist am 22. Januar 2021 in Kraft getreten, da er mittlerweile von 94 Ländern unterzeichnet und von 73 Ländern bereits ratifiziert wurde. In diesem Vertrag werden Entwicklung, Produktion, Erwerb, Lagerung, Transport, Stationierung, Test, Einsatz von und Drohung mit Atomwaffen verboten. Das ist ein wichtiger Schritt in der Beseitigung der Atomkriegsgefahr.
Die Abschaffung aller Atomwaffen ist die einzige Sicherheit gegenüber dem nuklearen Inferno, das die gesamte Menschheit bedroht, weitgehende Abrüstung in allen Bereichen ist dazu eine wichtige Voraussetzung. Die Menschen leiden weltweit unter Krieg, Verarmung, Hunger und Klimakatastrophen.
Im Gedenken an die nuklearen Kriegsverbrechen in Hiroshima und Nagasaki fordern wir im Sinne der Organisation der Überlebenden der Atombombenabwürfe „Nihon Hindankyo“, die im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde:
- nukleare Abrüstung auf Basis des Nichtverbreitungsvertrages für Atomwaffen und einen Beitritt aller Staaten zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag.
- ein Ende des Rüstungswahnsinns und der atomaren Eskalation in Europa und im pazifischen Raum.
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©ndr
Info:
Quelle: FIR Newsletter 2025-32 dt.
FIR: Fédération Internationale des Résistants, internationale Dachorganisation von Verbänden antifaschistischer Widerstandskämpfer