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Berlin (Weltexpresso) - Wir erinnern mit diesem Newsletter an ein welthistorisches Ereignis, das seit Jahrzehnten die antifaschistischen Organisationen und Debatten beeinflusst, nämlich den VII. Weltkongress der KI, der vom 25. Juli bis zum 20. August 1935 in Moskau stattfand, auf dem die linken Kräfte die Realität der faschistischen Herrschaft in verschiedenen europäischen Ländern analysierten und strategische und taktische Überlegungen für das politische Handeln gegen die faschistische Gefahr entwickelten. 


In der kürzesten aller Formen wird dieser Kongress auf die so genannte Dimitroff-Formel reduziert, in der es heißt: „Der Faschismus an der Macht ist die offene terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“. Dabei ist es für die heutige Debatte mindestens ebenso bedeutend, die Entwicklung hin zu dieser Formel und die politischen Schlussfolgerungen für die antifaschistische Strategie nachzuvollziehen.  

Schon im Juni 1923 beschäftigte sich die deutsche Kommunistin Clara Zetkin auf dem erweiterten EKKI-Plenum ausgehend von dem Mussolini-Faschismus und den verschiedenen faschistischen und völkischen Bewegungen mit dem Kampf gegen den Faschismus. Sie sah im Faschismus den stärksten, den konzentriertesten, den klassischen Ausdruck der Generaloffensive der Weltbourgeoisie in diesem Augenblick. Sie erkannte, dass er „eine Frage der Existenz jedes schlichten Proletariers, eine Frage des Brotes, der Arbeitsbedingungen und der Lebensgestaltung für Millionen und Millionen von Ausgebeuteten“ sei. 

Für sie war der Faschismus „eine Bewegung von Hungrigen, Notleidenden, Existenzlosen und Enttäuschten“. Wenn man diese nicht für die Sache der Arbeiterbewegung gewinnen können, müsse verhindert werden, dass diese die Mannschaften für die Gegenrevolution stellen. „Sie dürfen uns nicht mehr als Landsknechte der Bourgeoisie gefährlich werden.“

In den folgenden Jahren sammelte die KI blutige Erfahrungen mit dem Aufschwung der faschistischen Kräfte in verschiedenen europäischen Ländern, ihrem terroristischen Handeln und – mit der Machtübertragung an die Hitler-Regierung 1933 in Deutschland – mit der Etablierung einer terroristischen Herrschaft in einem der imperialistischen Hauptländern.

Als politische Antwort hatte die KPD 1932 zur Bildung einer überparteilichen Abwehrfront, der „Antifaschistischen Aktion“ aufgerufen. „Die Antifaschistische Aktion muss durch den organisierten roten Massenselbstschutz in breitester Einheitsfront den Mordterror des Hitlerfaschismus brechen.“ Das gelang zwar nicht, jedoch gab es neue Ansätze der Einheitsfrontpolitik. Auf den Appell der Sozialistischen Arbeiterinternationale (SAI) vom 19. Februar 1933 antwortete die KI am 5. März mit einem Programm des antifaschistischen Kampfes. Die nationalen kommunistischen Parteien warn aufgefordert, eine Einheitsfront mit den sozialdemokratischen Parteien ihrer Länder anzustreben. Der „Antifaschistische Arbeiterkongress“ in Paris vom 4. bis 6. Juni 1933 zeigte anschaulich die Möglichkeiten des Zusammenwirkens von Kommunisten und Sozialdemokraten. 

Auf Grundlage dieser Erfahrungen und weiterer Debatten in der KI trat der VII Weltkongress im Sommer 1935 zusammen und analysierte die Gefahr, die vom Faschismus an der Macht ausging. Zur Wirklichkeit dieses Kongresses gehörte, dass zwei Drittel der Parteien, die der KI angehörten, in ihren Ländern in der Illegalität arbeiten mussten. Auch Georgi Dimitroff hatte die Verfolgung des faschistischen Deutschlands im Herbst 1933 am eigenen Leib erfahren. In seinem Referat begründete er die schon 1933 vom EKKI entwickelte Faschismus-Definition. Dabei ging es auch um die Erkenntnis, dass es einen Unterschied zwischen dem Klassencharakter der faschistischen Herrschaft und der Klassenzusammensetzung in der faschistische Massenbewegung gibt. Daraus leitete der Kongress ein neues Verständnis der Bündnispolitik ab, die Einheitsfrontpolitik. Notwendig sei die breiteste politische Einheitsfront aller antifaschistischen Kräfte. Nur sie sei in der Lage, die vom Faschismus ausgehende Bedrohung zurückzuweisen. 

Es ist bemerkenswert, dass all das formuliert wurde, lange bevor die faschistischen Ländern mit ihrem Expansionismus die Welt in den Zweiten Weltkrieg getrieben haben und – ebenfalls – bevor ihr Rassismus in seiner eliminatorischen Phase mit industrieller Massenvernichtung von jüdischen Menschen, von Sinti und Roma und Mord an „slawischen Untermenschen“ Millionen Menschen getötet hat. 

Mit dem VII Weltkongress der KI wurde eine Grundlage geschaffen, die bis heute tragfähig für antifaschistische Bündnisse steht. Dabei geht es nicht um die „Anerkennung“ der Dimitroff-Definition, sondern um das Konzept der antifaschistischen Einheit, der sich auch die FIR und viele ihrer Mitgliedsverbände verbunden fühlen.  

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Quelle: FIR Newsletter 2025-33 dt.
FIR: Fédération Internationale des Résistants, internationale Dachorganisation von Verbänden antifaschistischer Widerstandskämpfer