Zum Nobelpreis für Literatur an Bob Dylan
Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Wer Shabtai Sissel ben Avraham ist, weiß man in der Regel nicht. Dabei handelt es sich hier nur um die jüdischen Namen des 1941 als Robert Allen Zimmerman in Minnesota geborenen amerikanischen Folksängers Bob Dylan, der am Donnerstag als erster Liederschreiber mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet worden ist.
Als Begründung gab die preisverteilende schwedische Akademie die Leistungen der 75jährigen Rocklegende «für die Schaffung neuer poetischer Expressionen innerhalb der großen amerikanischen Gesangstradition» an. Dazu Sara Danils, die permanente Sekretärin der Akademie: «Er ist beispielhaft für die große Tradition den ganzen Weg vom amerikanischen Folksong zum Delta Blues, zum Appalachischen und dem französischen Modernismus auf eine sehr originelle Weise.» Wenn wir 5000 Jahre zurückblicken, fuhr die Sekretärin fort, entdecken wir Namen wie Homer und Sappho. Sie hätten poetische Texte geschrieben, die vorgeführt werden sollten. «Das gleiche gilt für Bob Dylan. Wir lesen immer noch Homer und Sappho, und es macht uns Spaß.»
Seit langem wurde der Name Bob Dylan als Empfänger des Nobelpreises spekulativ gehandelt, doch die jetzt gewährte Ehrung kommt trotzdem als Überraschung. Ursprünglich war Dylan in den 1960er Jahren als Protestsänger berühmt geworden mit Liedern wie «Masters of War» und «The Times They are A-Changin‘». Dylan brachte auch den Rock-Klasiker «Like a Rolling Stone» heraus. Der jüngste Nobelpreisträger ist auch b ekannt für seine praktisch permanenten Tourneen bis in seine späten Karrierejahre hinein, aber er ist auch der Präsentator einer kritisch-beliebten Radio-Show, und hat die gut aufgenommenen Memoiren «Chronicles» geschrieben.
Foto: (c) tachles
Info: Abdruck aus tachles, dem jüdischen Wochenmagazin vom 14. Oktober 2016