Zum Ausgang der Wahl im Saarland

Kurt Nelhiebel

Bremen (Weltexpresso) - Wie sähe die Welt heute aus, wenn SPD und Linkspartei die CDU im Saarland ausgebootet hätten? Wären die Brötchen heute billiger? Mit Sicherheit nicht.  Immerhin hatte der Wahlabend einen Unterhaltungswert, der manchen „Tatort“ blass aussehen lässt; noch wenige Minuten vor Bekanntgabe der Wahlprognose hatte die CDU einen Sieg der beiden linken Parteien für durchaus möglich gehalten.


Zuzuschreiben ist das den Meinungsforschungsinstituten, die sich wieder einmal grandios geirrt haben. Über die Gründe darf gerätselt werden. Schwindeln ihnen die Befragten, auf deren Angaben ihre Aussagen ja beruhen, etwas vor? Oder waren es die bis zum Schluss Unentschlossenen, die weder wussten, wen sie wählen, noch ob sie überhaupt zur Wahl gehen, die das Ergebnis bestimmt haben? Da dürfte der Hund begraben liegen. So wie es aussieht, hat die gestiegene Wahlbeteiligung den Ausschlag gegeben. Allem Anschein waren es hauptsächlich Anhänger der CDU, die es an die Urnen getrieben hat. Jedenfalls haben die Christdemokraten als einzige Stimmen dazu gewonnen.

Bleibt die Frage, was die Unentschlossenen aus ihrer Lethargie herausgerissen hat. Der vermeintliche Höhenflug der SPD nach der Implementierung von Martin Schulz an der Parteispitze dürfte es kaum gewesen sein. Als Schreckgespenst taugen die Sozialdemokraten an der Saar nicht. Dass sie mit der Linkspartei und Oskar Lafontaine geliebäugelt haben, dürfte manche SPD-Wähler zwar verunsichert haben, entscheidend beeinflusst hat das die Wahlbeteiligung vermutlich nicht. Da spielten ganz andere Dinge eine Rolle, und sie haben nur vordergründig mit der AfD zu tun, deren Wortführer Gauland die Partei am Wahlabend vor laufenden Kameras in aller Seelenruhe als populistisch bezeichnet hat. Das Fürchten gelehrt hat die Menschen nicht nur in Deutschland, sondern auch anderswo, der Polterer Donald Trump, wie der unerwartete Rückgang des Einflusses der Populisten in Österreich und den Niederlanden gezeigt hat.

Die Schockwellen seiner Regentschaft haben Abermillionen Menschen in Existenzangst versetzt. Auch die Menschen im Saarland. 85 Prozent von ihnen haben vor der Wahl bei einer Umfrage bekundet, dass es ihnen gut geht. Verständlicherweise liegt ihnen daran, dass das so bleibt. An politischen Veränderungen sind die wenigsten von ihnen interessiert. Der Ruf nach mehr sozialer Gerechtigkeit kommt ihnen weit hergeholt vor. Dass davon hauptsächlich die von der CDU gestellte Ministerpräsidenten Annegret Kramp-Karrenbauer profitiert hat, nicht aber ihre sozialdemokratische Stellvertreterin Anke Rehlinger, liegt in der Natur der Sache, denn die wollte ja was verändern, was nicht allen einleuchtete angesichts des Wohlstands im Lande.

Was Martin Schulz angeht, den neuen Hoffnungsträger der SPD, so hat er sich am Wahlabend mit Plattitüden aus der Welt des Sports recht und schlecht über Wasser gehalten. Der Rausch, den er bei seinen Parteifreunden hervorgerufen hat, dürfte jedenfalls verflogen sein, zumal da die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen als drohende Wolke über der politischen Landschaft steht. Dort spielt das Problem der Zuwanderer aus islamischen Ländern eine weitaus bedeutendere Rolle als das im Saarland der Fall war. Ähnliches gilt für das Thema soziale Gerechtigkeit. In beiden Fällen muss die SPD an Rhein und Ruhr mit heftigem Gegenwind rechnen. Ob die sozialdemokratische Regierungschefin Hannelore Kraft die  Probleme durch ihre  Beliebtheitswerte auffangen kann, steht dahin. Kalte Duschen können ja auch belebend wirken.

Foto: Anke Rehlinger (SPD) und Annegret Kramp-Karrenbauer (c) t-online.de