auslandsjournal – die doku: 50 Jahre nach dem Sechstagekrieg im ZDF am Mittwoch, 7. Juni 2017, 0.45 Uhr

Roswitha Cousin

Stuttgart (Weltexpresso) - 50 Jahre nach dem Sechstagekrieg beleuchtet eine "auslandsjournal"-Dokumentation das Leben in der größten palästinensischen Stadt im besetzten Westjordanland: Nicola Albrecht, Leiterin des ZDF-Studios in Tel Aviv, begleitet in "Hebron – die zerrissene Stadt" jüdische Siedler, Soldaten und Palästinenser.
In Hebron, der größten palästinensischen Stadt im besetzten Westjordanland, wird die Fieberkurve des Nahost-Konflikts gemessen – des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern.

"Sollen wir als Gäste auf unserem Land leben?" Abed will bleiben, auch 50 Jahre nach dem Sechstagekrieg, in dessen Folge Israel das Westjordanland besetzt hat. Schon oft haben reiche Juden aus Israel und den USA dem palästinensischen Souvenirhändler Abed Al Muhtaseb viel Geld für sein Haus geboten. Angeblich mehrere Millionen Dollar. Schwer vorstellbar ist das nicht, obwohl Abeds Haus bescheiden, ja gar baufällig ist. Aber es liegt mitten in Hebron mit Blick auf die Machpela, eine der heiligsten Stätten im Judentum. Dort sind der Überlieferung nach Abraham, Isaak und Jakob sowie ihre Frauen begraben.

"Es gibt nur zwei Sachen, die das Leben in Hebron hart machen: der Terror durch die Araber und dass wir Siedler dämonisiert werden. Wir sollen kein Recht haben, in dem Land zu leben, das uns von Gott gegeben wurde?", sagt uns die jüdische Siedlerin Tzipi Schlissel, deren Vater von einem palästinensischen Attentäter in Hebron getötet wurde.

Hebron ist mit 200 000 Einwohnern die größte palästinensische Stadt im besetzten Westjordanland. Es ist die einzige palästinensische Stadt, in der es gleich vier jüdische Siedlungen mitten im Zentrum gibt. Etwa 850 Siedler leben dort, bewacht von rund 650 israelischen Soldaten. Das Stadtzentrum ist kaleidoskopartig fragmentiert und die neuralgischen Punkte stets spannungsgeladen.

Das ZDF-Team begleitet jüdische Siedler, Soldaten, Palästinenser. Mit ihnen geht es zurück in die Geschichte der Stadt seit dem Sechstagekrieg, seit dem Moment, in dem Israel Besatzungsmacht wurde. Sie zeigen ihr Leben heute, 50 Jahre danach. Denn der Konflikt ist der gleiche, doch die Methoden des Kampfes haben sich verändert.

Es ist der 24. März 2016, als der Palästinenser Imad Abu Shamsiya vor seiner Haustür in Hebron filmt, wie der israelische Soldat Elor Azaria seine Waffe entsichert und einen verletzt am Boden liegenden Palästinenser mit einem Kopfschuss tötet. Zuvor war der Palästinenser mit einem Messer auf einen Kameraden losgegangen. Imads Bilder gingen um die Welt. Dem Soldaten wurde der Prozess gemacht, die israelische Gesellschaft war in Aufruhr, und der Kampf der Bilder hatte begonnen.

Kameras sind die neue Waffe. Und in Hebron filmt nun fast jeder: Die Palästinenser filmen Übergriffe von Siedlern und Soldaten. Siedler filmen Attacken von Palästinensern, und die Überwachungskameras von Armee und Staat schweben über allem. Die Kamera soll schützen und Beweise liefern. Beweise für die eigene Wahrheit.

Doch in Hebron gibt es viele Wahrheiten. Einzig einer würden wohl alle zustimmen: Eine Lösung ist nicht in Sicht, denn niemand dort will "sein Land" aufgeben.

Info:
auslandsjournal – die doku: Emmanuel Macron