Notker Blechner
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Gut zweieinhalb Monate vor dem Sportpresseball wird Frankfurt zum Schauplatz für Sport-Promis. In der vergangenen Woche hatten Tennis-Ex-Star Boris Becker, Turnfloh Fabian Hambüchen und Leichtathletik-Vizeweltmeisterin Carolin Schäfer ihren großen Auftritt in der Mainmetropole.
Einen solch großen Journalisten-Aufmarsch hatte es im Frankfurter Römer schon lange nicht mehr gegeben. Gut 100 Reporter, darunter über ein Dutzend TV-Teams, drängelten sich im Sitzungssaal des dritten Obergeschoss, um Boris Becker in seiner neuen Rolle zu erleben. Der dreifache Wimbledon-Sieger wurde am vergangenen Mittwoch als neuer "Head of Tennis", also eine Art Chefberater des deutschen Herren-Teams vorgestellt.
"Tennis ist das, was ich am besten kann"
"Ich liebe diesen Sport, ich liebe dieses Land", sagte Becker als Motiv für den neuen Job. Es freue ihn, wieder eine wichtige Aufgabe im deutschen Tennis übernehmen zu dürfen. "Tennis ist das, was ich am besten kann."
Die Idee sei schon vor 18 Monaten geboren. Immer wieder habe er sich mit der Spitze des Deutschen Tennisbunds unterhalten. Schließlich habe es in Wimbledon im Juli eine Einigung gegeben. Becker wundert sich, dass die Nachricht nicht schon damals durchgesickert sei.
Ehrenamtlicher Job
Noch überraschender war auch, dass Becker ehrenamtlich den neuen Super-Coach-Job macht. Einzig die Reisekosten würden übernommen - und auch die nur gedeckelt, teilte der DTB mit. Dabei meldete gerade eine große Boulevard-Zeitung, dass der Ex-Tennis-Star pleite sei und selbst sein Elternhaus hatte verpfänden wollen. Doch wie es wirklich um seine Finanzen steht, wollte der 49-jährige Leimener in Frankfurt nicht sagen. Fragen zu persönlichen Dingen, die nicht seinen Job beim DTB beträfen, waren auf der Pressekonferenz in Frankfurt unerwünscht.
So mussten sich die Journalisten mit Fragen zu Beckers Gefühlszustand begnügen. Welche Schlagzeilen er gerne lesen möchte, fragte ein Reporter. "Ich lebe nicht von den Schlagzeilen", antwortete Becker gewohnt unwirsch. Die meisten bekäme er eh nicht mit, da er zum Glück in London lebe.
Welche Leitbild-Rolle im Sport er immer noch spiele, weiß er. "Ich bin seit 32 Jahren im öffentlichen Fokus. Mal spricht man gut von mir, mal nicht", analysierte der neue Super-Coach im deutschen Herrentennis. Nun stehe er halt wieder mehr im deutschen Fokus.
Promis trommeln für die Sport-Lotterie
Geballte Sport-Prominenz war auch im Hotel Mövenpick in der vergangenen Woche vertreten, als die Deutsche Sportlotterie die Werbetrommel für ihr neues Konzept rührte. Olympiasieger Fabian Hambüchen, Box-Profi Henry Maske und die frischgebackene Siebenkampf-Vizeweltmeisterin Carolin Schäfer waren gekommen, um die Sportlotterie bekannter zu machen.
Ab sofort werden alle 320 deutsche Top-Athleten der olympischen Sportarten unterstützt. Bisher erhielten nur zehn Sportler (darunter Beachvolleyball-Weltmeisterin Kira Walkenhorst und Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel) Lotto-Gelder. Allerdings fällt die Hilfe bescheiden aus: Jeder Sportler bekommt nur 300 Euro für ein Jahr. Mittelfristig will die Sportlotterie erreichen, dass ein Top-Athlet monatlich über 600 Euro verfügt.
Hambüchen wird Gesellschafter
"Ich will die deutsche Sportförderung ankurbeln", sagte Turn-As Hambüchen. Die Sportlotterie biete eine Riesenchance dafür. Als Zeichen seines Engagements beteiligt er sich mit ein Prozent an der Sportlotterie und ist damit nach Fußball-Weltmeister Philipp Lahm und Boxer Maske der dritte Sportpromi unter den Gesellschaftern. Hauptgesellschafter ist Lotto Hessen mit 77 Prozent.
Als Vorbild nannten Maske und Siebenkämpferin Schäfer Großbritannien. Dort unterstützt die National Lottery britische Spitzensportler mit 50.000 Euro im Jahr. Schäfer würde sich wünschen, dass eine nationale Bewegung wie in Großbritannien entstehe. "Dort steht die ganze Nation hinter den Sportlern", meint Schäfer.
Vizeweltmeisterin Schäfer träumt schon von Tokio
Siebenkämpferin Schäfer war die Freude über ihre Silbermedaille in London immer noch anzusehen. "Das war der bisherige Höhepunkt meiner Karriere."
Zufrieden geben will sie sich damit noch lange nicht. Als nächstes Ziel hat sie einen Sprung aufs Podest bei der Heim-EM in Berlin 2018 im Visier. Noch wichtiger dürften dann aber die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokyo werden. Dort strebt sie ebenfalls eine Medaille an. Bis dahin will Schäfer auch den deutsche Rekord knacken. Dazu müsse sie noch an ihrem zweiten Wettkampftag feilen, der noch nicht optimal sei, erklärte sie gegenüber Weltexpresso.
Fotos: © dtb-tennis.de
Info:
Deutscher Tennis-Bund
http://www.dtb-tennis.de/
Deutsche Sportlotterie
https://www.deutsche-sportlotterie.de/