S hildenKOMMENTAR in der neuesten Ausgabe des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) 

Detlef Kuhlmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zugegeben – diese Überschrift ist so banal wie fundamental. Sportstätten sind Voraussetzung zum Sporttreiben. Sportstätten sind langlebig und sichern uns die kontinuierliche Ausübung von Sportaktivitäten. Sportstätten bedürfen aber auch der kontinuierlichen Pflege. Wenn das nicht ausreichend geschieht, wird am Ende jede Sportstätte zum Sanierungsfall. Wer will das schon?

Seit den 1970er Jahren ist bei uns eine Sportstätteninfrastruktur entstanden, die wesentlich dazu beigetragen hat, dass immer mehr Menschen ihren Weg zum Sport und damit in eine Sportstätte gefunden haben. Derzeit soll es rund 230.000 Sportstätten in Deutschland geben. Und da stellt sich die Frage: Wie sieht es heute darin aus?

Genau um die Frage: „Was geschieht mit unseren Sportstätten?“ kreist nämlich ein höchst bemerkenswertes Interview, das Michael Palmen vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) geführt hat: mit einer Expertin, Ministerialrätin Vera Wucherpfennig aus dem Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, zugleich Vorsitzende des Ausschusses Sportstätten der Sportreferentenkonferenz der Sportminister der Länder, und mit den beiden Experten Andreas Klages, ehemaliger Geschäftsbereichsleiter Sportentwicklung des Deutschen Olympischen Sportbundes und heute Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes Hessen, und Prof. Dr. Robin Kähler, Vorsitzender der Internationalen Vereinigung Sportstätten und Freizeitanlagen (IAKS), gleichzeitig Sprecher der Kommission Raum in der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs).

Das Interview liegt mittlerweile in der Broschüre „BISp-Report 2017/18“ gedruckt vor. Allein schon das ungewöhnliche Format eines solchen „Mehr-Personen-Expertise-Interviews“ auf immerhin rund zehn Seiten verdient Beachtung und Würdigung – mehr aber noch der prinzipielle Aussagewert der dort vorgelegten Antworten: Die Statements der drei sind im Kern eine Mischung aus Plädoyer und Appell, aus Grundsatzerklärung und Mahnschrift, durchgängig durchtränkt von Ansprüchen (als „Soll“) und Wirklichkeit (als „Ist“). Die einzelnen Textstücke legen einmal mehr dar, worin der Mehrwert einer zeitgemäßen Sportinfrastruktur für ein Leben der Menschen mit Sport aussehen kann. Es wird aber ebenso deutlich, dass es dringend angezeigt ist, dem Sanierungsstau, der sich offensichtlich seit Jahren eingeschlichen hat, endlich verstärkt zu begegnen. Natürlich ist klar: Mit dem Führen eines Interviews allein ist es nicht getan.

Auf die weiteren Resonanzen kommt es an: „Deutschland muss dringend der öffentlich genutzten Infrastruktur und deren fortlaufenden Modernisierung eine viel höhere politische Wertigkeit beimessen“, heißt es dazu an einer Stelle von Andreas Klages, während Vera Wucherpfennig schon vorher klipp und klar reklamiert hatte: „Sport ist Teil kommunaler Daseinsvorsorge sowie ein bedeutender sozialer und auch ökonomischer Standortfaktor“. Am Ende des Gesprächs ruft Robin Kähler zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit auf. Das können auch Kampagnen sein, die aufrütteln sollen: „Kein Sport ohne Sportstätten!“ könnte zumindest ein solcher verbaler Weckruf sein – zu aller erst für diejenigen, die an der weiteren Existenz des Sports interessiert und verantwortlich sind. 

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© Stadt Hilden

Info:
Abdruck aus der neuesten Ausgabe 7/2019 der DOSB-PRESSE vom 5. Februar 2019