Corona-Newsletter des hr
Sven-Oliver Schibat
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Fühlt es sich für Sie so an, dass genau in einer Woche Heilig Abend ist? Sind Sie so richtig in Weihnachtsstimmung? Ich sag es Ihnen ganz ehrlich: Bei mir konnten auch Glühweinstände, Lichterketten und Weihnachtsfilme bislang nicht dieses ganz bestimmte Weihnachtsgefühl heraufbeschwören. Es könnte am Wetter liegen, das schon wieder nicht nach weißer Weihnacht aussieht - oder aber an der Nachrichtenlage.
Weniger Impfdosen als gedacht vorrätig
Zum Beispiel weil Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) diese Woche verkündete, dass bei einer Bestandsaufnahme herausgekommen ist, dass es mit den Impfstoffvorräten wohl doch nicht ganz so gut aussieht, wie man bislang angenommen hatte. Es sei weniger vorhanden, als die Ärzte momentan Woche für Woche abrufen würden. Inzwischen wurde eine vorzeitige Moderna-Lieferung angekündigt, die hier Abhilfe schaffen soll. Das Timing für diese Erkenntnis ist allerdings alles andere als optimal, denn gerade hat die Impfkampagne wieder ordentlich an Fahrt gewonnen: Am Dienstag wurde früher als gedacht die Zehn-Millionen-Marke aller bisher verabreichten Impfungen gegen das Coronavirus in Hessen geknackt und am Mittwoch gab es einen neuen Tagesrekord beim Impfen.
Strengere Corona-Regeln in Hessen
Die mit Abstand meisten Impfdosen gingen dabei erneut für Booster-Impfungen drauf, doch es gab auch wieder einige Erst- und Zweitimpfungen. Ob die seit Donnerstag geltenden strengeren Corona-Maßnahmen für Ungeimpfte dabei eine Rolle gespielt haben? Diese neuen Regeln besagen, dass sich Ungeimpfte fortan in der Öffentlichkeit nur noch mit dem eigenen und maximal zwei Personen eines weiteren Hausstands treffen dürfen. Geimpfte Personen werden dabei mitgezählt. Und eine weitere, nicht unumstrittene Regel gilt nun: Menschen mit einer Booster-Impfung sind im Kultur-, Sport- und Freizeitbereich, in der Gastronomie und bei touristischen Übernachtungen von der dort geltenden 2G-plus-Regel ausgenommen.
Bedeutet: Zweifach Geimpfte benötigen dort einen zusätzlichen negativen Corona-Test - dreifach Geimpfte hingegen nicht. Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer findet diese Idee mit Blick auf die Corona-Variante Omikron nicht besonders gut: Selbst wenn es unmittelbar nach der Auffrischungsimpfung einen guten Schutz gegen die Virus-Weitergabe auch bei der neuen Corona-Variante Omikron gebe, sei die Datenlage noch zu unsicher, sagte Stürmer dem Nachrichtenportal ZDFheute.de. "Deswegen würde ich zum jetzigen Zeitpunkt dafür plädieren, eher präventiv zu argumentieren - entsprechend die Kontakte zu reduzieren, keine Lockerungen für Geboosterte durchführen und die Testkapazitäten ausnutzen, um möglichst viel zu erfahren."
Omikron weiter auf dem Vormarsch
Und damit sind wir auch schon beim Stimmungskiller-Thema Nummer 1: Omikron. In Großbritannien ist diese Woche der erste Omikron-Patient gestorben und die Zahl der Omikron-Infektionen verdoppelt sich dort alle zwei bis drei Tage. Dänemark, das im September alle Corona-Beschränkungen aufgehoben hatte, hat inzwischen dank Omikron wieder eine der höchsten Inzidenzen weltweit. In Südafrika gab es dank Omikron diese Woche sogar die meisten Neuinfektionen an einem Tag seit Pandemiebeginn. Bei uns sind die Inzidenzen zwar seit Tagen am sinken, jedoch weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Und: Der Anteil der Omikron-Fälle steigt. RKI-Chef Lothar Wieler sagte, es sei nur "eine Frage der Zeit, bis Omikron übernimmt".
Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek wies in dieser Woche darauf hin, dass die Ausbreitung von Omikron hierzulande nicht mehr zu stoppen sei - man könne sie höchstens noch verlangsamen. Dabei solle man sich nicht zu sehr auf die Booster-Impfungen verlassen: "Im Moment habe ich das Gefühl, dass vermittelt wird: Lassen Sie sich boostern, und die Welt ist wieder gut. Das ist nicht so", so Ciesek. Dirk Brockmann, Leiter der Projektgruppe Epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten vom Robert Koch-Institut, forderte die Politik deswegen dazu auf, so schnell wie möglich Notfallpläne auf den Tisch zu legen.
Es im Prinzip wieder wie zu Beginn der Pandemie: "Flatten the curve", also die Infektionskurve flach halten, ist wieder angesagt, damit die Kliniken nicht überlastet werden und sich das Virus langsamer ausbreitet. Die dafür relevanten Spielregeln kennen wir: AHA+L-Regel (Abstand halten, Hände waschen, Maske tragen und regelmäßig lüften), Kontaktreduzierung - und jetzt eben auch noch impfen lassen, damit man besser vor schweren Verläufen geschützt ist. Denn auch wenn die aktuellen Impfstoffe nicht so gut vor einer Infektion mit Omikron schützen, wie sie es bei Delta getan haben: Ein guter Schutz vor schweren Verläufen ist noch immer gegeben. Die Hersteller arbeiten zwar bereits an angepassten Versionen ihrer Impfstoffe, die von der EU auch bereits geordert wurden, doch darauf sollte man besser nicht warten. Eine Übersicht über das, was bislang über diese Variante bekannt ist, finden Sie zum Beispiel auf tagesschau.de.
Große Nachfrage nach Impfungen für Kinder
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Der erste Kinderimpfstoff ist in den hessischen Arztpraxen eingetroffen! Nach der Empfehlung der Stiko werden nun auch in Hessen Kinder zwischen fünf und elf Jahren gegen das Coronavirus geimpft. Die Nachfrage nach diesen Impfungen ist groß, weswegen Kreise und Städte bereits Sonder-Impfaktionen planen. Eine Übersicht über die uns momentan bekannten Impfaktionen finden Sie hier. Und hier finden Sie alles, was Sie über Kinderimpfungen wissen müssen.
Und dann hätte ich noch diese drei Themen für Sie:Fastnachts-/Fassenachts-/Faschings-/Karnevalsfreunde müssen leider auch 2022 wieder stark sein: Nicht nur in Frankfurt wurde der Fastnachtszug abgesagt. Auch in anderen Städten wurde schon jetzt die Notbremse gezogen. Und machen wir uns nichts vor: Da werden sicherlich noch einige Städte folgen.Laut einer Befragung der Krankenkasse AOK ist die Lebensfreude durch die Pandemie gesunken. Immerhin ist der Alkoholkonsum nicht gestiegen - dafür aber die Kilos auf den Waagen der Hessen. Und weil Möglichkeiten wie Work-and-Travel-Programme für junge Menschen nicht mehr wie vor der Pandemie möglich sind, fangen sie schneller mit dem Studium an.Die Bundesregierung will sich fortan von einem neuen Expertengremium bei ihren Entscheidungen unterstützen lassen. Die enge Zusammenarbeit mit diesen Wissenschaftlern solle Grundlage seiner Politik sein, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Einige der Namen dürften Ihnen bekannt sein, andere hingegen nicht.
Foto:
©wdr.de