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Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Kennen Sie das Lied "Der letzte Song (Alles wird gut)" von Kummer (aktuell Platz sechs in den deutschen Charts)? Darin beschreibt der Künstler, dass er eigentlich am liebsten nur positive Songtexte schreiben würde, es ihm aber einfach nicht gelinge, weil die Gesamtsituation nicht dazu passe. So ähnlich ist es mit diesem Newsletter:

Eigentlich würden Christiane Thorn und ich Ihnen in der letzten Ausgabe vor Weihnachten gerne nur erfreuliche Corona-Neuigkeiten mitteilen und ansonsten nur so Dinge wie eine töpfernde Katze oder eine kleine Ziege, die auf einem Sofa herumspringt, präsentieren - aber kurz vor den Feiertagen überschlagen sich die Ereignisse leider und so bleiben uns auch heute wieder nur überwiegend weniger schöne Nachrichten.


Omikron verbreitet sich rasant

Am Wochenende hat die Stadt London den Katastrophenfall ausgerufen. Damit endet das Jahr, wie es angefangen hat, denn schon im Januar 2021 hatte London den Katastrophenfall ausgelöst. Damals war es die Delta-Variante, die diesen Schritt erforderte - diesmal ist es Omikron. Auch in den Niederlanden breitet sich diese Variante mit erschreckender Geschwindigkeit aus: Alle zwei bis drei Tage verdoppelt sich dort die Zahl der Omikron-Neuinfektionen, weswegen das Land trotz insgesamt sinkender Inzidenzen einen Lockdown bis zum 14. Januar ausgerufen hat. Und in den USA ist Omikron mit einem Anteil von 73 Prozent bei den Neuinfektionen bereits vorherrschend.

Deswegen hatte das RKI am Dienstag zu maximalen Kontaktbeschränkungen aufgerufen, vor allen Dingen mit Blick auf die Feiertage und eventuelle größere Familientreffen. Zumal die Infektionsgefahr vom RKI auch für zweifach Geimpfte inzwischen als "hoch" und nicht mehr nur "moderat" eingeschätzt wird. Für dreifach Geimpfte bleibt es nach Einschätzung des RKI bei einem moderaten Infektionsrisiko. In Israel ist man schon weiter und bereitet sich auf die vierte Impfung vor.

Auch der Expertenrat der Bundesregierung hatte sich am Montag für Kontaktbeschränkungen ausgesprochen und vor einer hohen Krankheitslast gewarnt. Momentan ist Omikron in Deutschland noch nicht so präsent wie bereits in anderen Ländern, doch schon Anfang Januar könnte das anders aussehen - und das ist ja schon in wenigen Tagen. hr-Datenjournalist Jan Eggers hat am Montag in der hessenschau schilderte, was das für Hessen bedeuten könnte.

Mehr zu diesen Themen und weitere Meldungen finden Sie jederzeit aktuell in unserem Coronavirus-Ticker.

Boostern jetzt schon nach drei Monaten

Aus diesem Grund rät die Stiko nun zu früheren Corona-Drittimpfungen: Bereits nach drei Monaten solle man sich boostern lassen. Dabei ist es laut Stiko egal, ob man sich mit Moderna oder Biontech boostern lässt. Die Impfstoffe seien ungefähr gleichwertig. Moderna hatte diese Woche verkündet, dass ihr Impfstoff stark gegen Omikron wirke und ein Booster den Antikörperspiegel um das 37-Fache steigen lasse.


Neue Corona-Maßnahmen

Es war also zu erwarten, dass es wegen Omikron auch neue Corona-Maßnahmen geben würde: Bei einem Bund-Länder-Treffen wurde gestern beschlossen, dass ab dem 28. Dezember auch wieder Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene kommen sollen. Nach Weihnachten sind Treffen im öffentlichen Raum in Hessen dann nur noch mit maximal zehn Menschen erlaubt, sofern diese alle geimpft oder genesen sind. Im privaten Bereich gilt eine dringende Empfehlung. Kinder unter 14 Jahren werden nicht mitgezählt. Das gilt auch für Silvester. Ungeimpfte dürfen sich wie bisher höchstens mit zwei weiteren Menschen treffen, die nicht zum eigenen Haushalt gehören.

Ebenfalls ab dem 28. Dezember müssen die Clubs schließen, Tanzveranstaltungen sind verboten und in der Fußballbundesliga kehren die Geisterspiele zurück. Die Regeln gelten in Hessen bis zum 13. Januar. Das nächste Treffen der Runde soll am 7. Januar stattfinden. Mehr zu den neuen Maßnahmen finden Sie hier.

Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer kritisierte die Beschlüsse der Bund-Länder-Runde. Für ihn kommen sie zu spät. Er habe das Gefühl, es werde das Signal vermittelt "über Weihnachten können wir uns noch entspannen, danach ziehen wir die Bremse wieder an". Es seien Beschlüsse, die "wieder nicht vor die Welle kommen", sondern nach der Welle entsprechend reagieren werden.


Impfstoff von Novavax in der EU freigegeben

Es gab aber auch gute Nachrichten. Zum Beispiel, dass die EMA in dieser Woche den Corona-Impfstoff von Novavax in der EU freigegeben hat. Eine gute Nachricht ist das vor allen Dingen deswegen, weil die, die den mRNA-Präparaten von Biontech und Moderna oder den Vektorimpfstoffen von Astrazeneca und Johnson & Johnson nicht vertrauen und deswegen bislang eine Impfung abgelehnt haben, jetzt auf eine wirksame Alternative zurückgreifen können. Der proteinbasierte Impfstoff könnte also noch einmal Bewegung in die Impfkampagne bringen.
 
Und diese drei Themen habe ich noch für Sie:EU-Impfzertifikate ohne Booster sind künftig spätestens neun Monate nach der Grundimmunisierung ungültig. Die Regelung tritt am 1. Februar in Kraft, teilte die EU-Kommission mit. Die Weihnachtsmarksaison neigt sich dem Ende entgegen und es ist Zeit für ein erstes Fazit: Größere Probleme mit Corona-Verstößen gab es offenbar nicht und der größte Weihnachtsmarkt in Hessen, nämlich der in Frankfurt, hatte mit knapp einer Million Besucher halb so viele Besucher wie vor Corona. Die Umsätze bei den Standbetreibern sind gegenüber der Zeit vor Corona zwischen 20 und 85 Prozent eingebrochen.Was die Diskussion um die Impfpflicht angeht: Für eine solche Impfpflicht hat sich jetzt auch der Deutsche Ethikrat ausgesprochen. Wohlgemerkt nur eine Impfpflicht - einen Impfzwang lehnt der Ethikrat ab.

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