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Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Die Unterschiede sind deutlich: Israelis über 60, die entweder ungeimpft oder nur teilweise gegen Covid-19 geimpft sind, starben im vergangenen Monat in deutlich höherer Zahl als Personen in ihrer Alterskohorte, die vollständig geimpft sind.

Diese Zahlen des Gesundheitsministeriums zeigen, dass, obwohl nur etwa 12 Prozent der Israelis über 60 entweder ungeimpft oder teilweise geimpft sind, sie zusammen 43 Prozent der Covid-Todesfälle in ihrer Altersgruppe im Vormonat ausmachten. Diese Zahlen verdeutlichen einmal mehr den starken Kontrast zwischen Geimpften und Ungeimpften, während Israel mit der fünften Welle einer Pandemie kämpft, die seit März 2020 mehr als 9‘000 Menschen das Leben gekostet hat.

Auch in den vorherigen Wellen hat sich der Impfstatus als Schlüsselfaktor für die Wahrscheinlichkeit erwiesen, eine schwere Infektion zu erleiden oder an den Folgen des Virus zu sterben.

Professor Itamar Grotto, ehemaliger Stellvertretender Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, sagte: «Wir sehen seit Anfang Januar einen Anstieg der Zahl der Covid-Todesfälle in Israel. Am 4. Januar lag die durchschnittliche Zahl der Covid-Todesfälle pro Tag über sieben Tage bei vier, am 2. Februar jedoch bei 39 – fast zehnmal höher.» Er erklärte, dass «diese Zahl der Todesopfer teilweise mit der Delta-Variante zusammenhängt, aber viele Fälle mit Omikron zusammenhängen. Das bedeutet, dass die Omikron-Variante zwar milder ist, aber aufgrund ihrer schnellen Ausbreitung immer noch viele Krankheiten und Todesfälle verursacht.»

Grotto erklärte, dass der Grund, warum Omikron oft milder ist, «zumindest teilweise» mit der Impfung bei den über 60-Jährigen zusammenhängt. Nach Angaben des Ministeriums lag die Sterblichkeitsrate pro 100‘000 Menschen für die über 60-Jährigen am 31. Januar bei 16,3 für ungeimpfte Personen, im Gegensatz zu 0,9 für vollständig geimpfte Personen.


MITTWOCH, 2. Januar 2022
10.15 Uhr

Die Zahl der durch die BA.2-Subvariante des BA.1-Omikron-Coronavirus verursachten Infektionen ist in den letzten zwei Wochen stark gestiegen, und macht nun 11 Prozent der Fälle bei Einreisenden nach Israel aus.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 350 Infektionen mit der BA.2-Subvariante nachgewiesen. «Derzeit wissen wir, dass die Untervariante ansteckender ist, aber nicht schwerer krank macht als die BA.1-Variante», sagte ein Ministeriumssprecher.

Professor Salman Zarka sagte am Montag, dass das Gesundheitsministerium die neue Untervariante BA.2 genau im Auge behalte, «die nach Daten aus Europa das Potenzial hat, ansteckender als Omikron zu sein, und in einigen europäischen Ländern das Abflachen der Omikron-Welle verlangsamt hat. Wiederum in anderen Ländern, wie Dänemark, hat sie eine neue Welle ausgelöst».

Die britische Gesundheitssicherheitsbehörde berichtete letzten Freitag, dass es in allen Regionen Großbritanniens, in denen es genügend Fälle zum Vergleichen gab, eine erhöhte Wachstumsrate von BA.2 im Vergleich zu BA.1 gab, und dass die Wachstumsrate sich deutlich unterscheide.  Die Ähnlichkeit der Untervariante mit Omikron ist insofern eine Erleichterung, da sie relativ milde Symptome hervorruft, doch die hohe Ansteckungsrate bereitet Experten sorgen.

Laut einem Bericht des britischen Gesundheitsdienstes ist die Subvariante 1,3-mal ansteckender als Omikron, während eine Studie in Dänemark herausfand, dass sie 1,5-mal ansteckender ist. Es gibt Anzeichen dafür, dass Impfungen einen grösseren Schutz gegen BA.2 im Vergleich zu BA.1 bieten. Inmitten der Omikron-Welle hatten Wissenschaftler und Gesundheitsbehörden grosse Schwierigkeiten, das Risiko der neuen Untervariante zu bewerten. «Es ist schwer zu sagen, warum die Untervariante BA.2 in einigen Ländern wie Dänemark und den Philippinen dominant geworden ist, während sie es in anderen nicht ist».


MONTAG, 31. Januar 2022
9.10 Uhr
Skepsis gegenüber Impfnachweisen

Schwere Infektionsfälle mit Covid-19 sind auf einem 11-Monats-Hoch und steigen weiter an, so die am Sonntag veröffentlichten Zahlen des Gesundheitsministeriums. Dennoch habe die fünfte Omikron-Welle Ihren Höhepunkt hinter sich.

Die Gesamtzahl der schweren Fälle liegt bei 1‘069. Dies ist die höchste Zahl seit dem Höhepunkt der dritten Welle, als es mehr als 1‘100 schwere Fälle gab. Die R-Zahl fiel unter 1, was zum ersten Mal seit Anfang November auf eine rückläufige Ausbreitung hinweist.

Premierminister Naftali Bennett sagte am Sonntag, dass Israel «den Beginn» der Stabilisierung der Omikron-Welle sehe, fügte aber hinzu, dass sie noch nicht vorbei sei. «Im Moment sind die Krankenhäuser überlastet und wir sehen immer noch hohe Infektionszahlen», sagte er in einer Kabinettssitzung. «Noch ein paar Wochen so, und wenn wir alle verantwortungsbewusst handeln, können wir auch diese Welle überstehen.»

Die Regierung stimmte am Sonntag zu, das israelische «Green Pass» Programm, das Menschen verpflichtet einen Impf- oder Genesenennachweis vorzulegen, um bestimmte Veranstaltungsorte zu betreten, um eine weitere Woche zu verlängern. Das Programm hätte diese Woche auslaufen sollen.
Dies geschieht Tage nachdem der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Professor Nachman Ash, angekündigt hatte, dass sein Büro die eventuelle Abschaffung des Programmes überprüfe. Experten sagten, dass es aufgrund hoher Infektionszahlen möglicherweise nicht mehr wirksam ist.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums befinden sich derzeit 2‘647 Israelis mit covid im Krankenhaus, darunter 301 in kritischem Zustand und 241 mit Beatmungsgeräten.

Am Samstag wurden 45‘258 Personen positiv getestet, was den sechsten Tag mit rückläufigen Zahlen markiert. Die Rate positiver Tests lag bei 27 Prozent. Während weniger Personen positiv getestet wurden, gab es jedoch auch insgesamt weniger Tests.

Derzeit gibt es in Israel 461‘929 aktive covid-Fälle. Seit dem Ausbruch der Pandemie vor fast zwei Jahren wurden 8‘658 covid-bedingte Todesfälle bestätigt.


DIENSTAG, 25. Januar 2022
8.45 Uhr
Vergleiche zum Holocaust halten an

Robert F. Kennedy Jr., ein Cousin des ehemaligen US-Präsident John F. Kennedy, berief sich auf Anne Frank, als er die Covid-19-Impfstoffmandate mit dem Holocaust verglich, und sagte, «niemand von uns kann sich heute verstecken», wie es die jüdische Tagebuchschreiberin während des Zweiten Weltkriegs konnte.

«Sogar in Hitlerdeutschland konnte man über die Alpen in die Schweiz gelangen, man konnte sich wie Anne Frank auf dem Dachboden verstecken», sagte Kennedy am Sonntag bei einer Kundgebung gegen Impfvorschriften in der «National Mall» in Washington, D.C. «Heute werden Mechanismen eingeführt, die dafür sorgen, dass keiner von uns rennen kann, keiner von uns sich verstecken kann.»

Der Twitter-Account des Auschwitz-Gedenkmuseums in Polen verurteilte Kennedys Kommentare in einem Tweet am Sonntag.

«Die Ausnutzung der Tragödie von Menschen, die unter dem totalitären Regime Nazideutschlands gelitten, gedemütigt, gefoltert und ermordet wurden – einschliesslich Kinder wie Anne Frank – in einer Debatte über Impfstoffe und Einschränkungen während der globalen Pandemie, ist ein trauriges Symptom des moralischen und intellektuellen Verfalls.», heisst es auf dem Konto.
Kennedy ist seit Jahren ein lautstarker Impfgegner, der mit Verschwörungstheorien hausiert und behauptet, dass Impfstoffe bei Kindern Krankheiten wie Autismus verursachen. Sein Instagram Profil wurde letztes Jahr gesperrt, nachdem er auf der Plattform Fehlinformationen über Impfstoffe geteilt hatte.

Kennedy hat wiederholt Holocaust-bezogene Metaphern verwendet, um seine Haltung gegen Impfungen zu diskutieren. In seinem im vergangenen Jahr veröffentlichten Buch über Coronavirus-Impfstoffe, betitelte Kennedy ein Kapitel mit «Final Solution: Vaccines or Bust». Auf die Frage nach dem Titel sagte Kennedy: «Ich glaube nicht, dass die Impfstoffe irgendetwas mit der Ausrottung der Juden zu tun haben.»


 DONNERSTAG, 20. Januar 2021
13.35 Uhr
Pfizers neue Covid-Pille

Pfizers Covid-Medikament «Paxlovid», welches schwere Krankheitsverläufe verhindert und somit ein Schlüssel zur Entlastung von Krankenhäusern darstellen könnte, haben seit seiner Genehmigung in Israel nur 2‘800 Hochrisikopatienten erhalten. Obwohl das Medikament vielversprechend klingt, erweist es sich als eine hochkomplexe Herausforderung, es den Patienten die davon profitieren würden zu verabreichen.  Sowohl aus medizinischer als auch administrativer Sicht. Hinzu kommt ein noch hohes Mass an Misstrauen und Verweigerung der möglichen Patienten.

«Paxlovid» wurde von Pfizer entwickelt und wird als Tablette verabreicht. Die Wirksamkeit von «Paxlovid» bei der Vorbeugung schwerer Krankheiten wird nach Angaben des Unternehmens auf 89 Prozent geschätzt. Für Israel versprach es ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung der fünften Covid-Welle zu sein. In der Praxis ist die Situation jedoch komplexer. Das Zeitfenster, in dem das Medikament wirkt, ist eng – bis zu fünf Tage nach der Infektion und vorzugsweise innerhalb von 72 Stunden. Dies erfordert, dass die geeigneten Patienten schnell identifiziert und kontaktiert werden, welches eine Hürde für die HMOs darstellt.

Darüber hinaus erfordert die Verschreibung des Medikaments eine gründliche Überprüfung der Krankengeschichte des Patienten und einer Liste der anderen Medikamente, die er oder sie einnimmt. Das liegt daran, dass «Paxlovid» nicht in Kombination mit vielen Medikamenten eingenommen werden darf, die für chronische Erkrankungen verschrieben werden. Ebenfalls muss eingeschätzt werden, wie gefährdet die Person ist schwer krank zu werden. Ebenfalls gibt es momentan noch viele Kandidaten die nicht damit einverstanden sind, das Medikament zu nehmen.

«Es gibt eine übermässige Nachfrage nach dem Medikament. Da wir es anhand von Risikofaktorkriterien vergeben, haben wir ein Verteilungsmodell für Risikograde, von dem aus wir die höchsten Ebenen kontaktieren. Etwa 30 Prozent von ihnen wollen die Behandlung nicht. Andererseits gibt es viele Leute, die anrufen, um danach zu fragen, aber die Kriterien nicht erfüllen und abgelehnt werden. Für den Staat Israel ist dies eine knappe Ressource», sagt Doktor Doron Netzer, medizinische Leiterin der Gemeindeabteilung von Clalit Health Services.

Bei Maccabi Healthcare Services liegt die Ablehnungsquote bei geeigneten Patienten bei 25 Prozent, meist aus Angst vor Nebenwirkungen oder Kontraindikationen für andere Medikamente.


MONTAG, 17. Januar 2021
10.40 Uhr
Braucht es eine neue Quarantänestrategie?

Der Aufruf der «Israeli Association of Public Health Physicians», das Testen und Isolieren von Personen einzustellen, die einem verifizierten Covid-19-Patienten ausgesetzt waren und sich nicht unwohl fühlen, schlug im Gesundheitssystem Wellen und löste eine starke Gegenreaktion aus.
Gleichzeitig diskutiert Israels Gesundheitssystem, wie in den USA, die Isolation auf fünf Tage zu verkürzen. Dieses Thema ist besonders wichtig für medizinisches Personal und es wird erwartet, dass die Ärztekammer darüber diskutiert.

In den vergangenen sieben Tagen testeten über 282‘000 Israelis positiv – durchschnittlich 40‘000 pro Tag. Jede dieser Personen infiziert durchschnittlich 2,5 Andere, und führt so zu einer langen Kettenreaktion.  Ebenfalls wurden über 2‘6 Millionen Tests durchgeführt (überwachte Antigen- und PCR-Labortests) – eine Steigerung von 45 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Derzeit gibt es in Israels Krankenhäusern 436 schwerkranke Patienten – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur Vorwoche, aber immer noch bloss ein Drittel der Rekordzahl von Fällen während der dritten Welle, die in Bezug auf schwere Erkrankungen und Todesfälle die schlimmste war. Vor diesem Hintergrund und angesichts des Mangels an medizinischem Personal aufgrund der vielen Mitarbeiter in Quarantäne, stellen manch sich die Frage, ob es an der Zeit ist, den Umgang mit der Pandemie zu ändern.

Nadav Davidovitch, Leiter der «School of Public Health» an der Ben-Gurion-Universität des Negev, Mitglied der «Association of Public Health Physicians» und einer der Autoren der Positionspapiers sagte, «Natürlich sollte jeder, der sich unwohl fühlt, zu Hause bleiben, natürlich sollten sich gefährdete Personen schützen, und die Regierung muss ihnen dabei helfen, aber anscheinend kann das derzeitige Regime von Tests und Quarantänen nicht fortgesetzt werden. Wir können nicht alle unter Quarantäne stellen, und angesichts von Omikron müssen wir umdenken.»

Professor Zion Hagai, Vorsitzender der «Israel Medical Association», sagt, dass die Erklärung der Ärzte des öffentlichen Gesundheitswesens «die Öffentlichkeit verwirrt und eine Botschaft sendet, dass keine Notwendigkeit besteht, getestet zu werden, und dass es nicht so schlimm ist, wenn wir uns anstecken. Aber eine solche Nachricht zu senden, während die Welle auf ihrem Höhepunkt ist, ist problematisch und unverantwortlich.»

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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 4. Februar  2022