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Anna Lisa Lüft

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Jetzt ist es also soweit: Die meisten Corona-Einschränkungen fallen weg. Masken und Tests sind dann nur noch vereinzelt Pflicht, etwa in Bussen und Bahnen sowie in Krankenhäusern und Pflege- und Altenheimen. Ein komisches Gefühl nach zwei Jahren Pandemie, finde ich. Irgendwie dachte ich immer, das Ende der Maßnahmen würde sich anders anfühlen.

Umfrage: Mehrheit hält Lockerungen für verfrüht

Wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von RTL zeigt, bin ich mit meinen gemischten Gefühlen nicht alleine. Demnach hält eine klare Mehrheit der Deutschen (65 Prozent) die Corona-Lockerungen für verfrüht. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten sind außerdem weiter für eine Maskenpflicht in den meisten Bereichen.

Das liegt sicherlich an den weiterhin hohen Infektionszahlen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) infizierten sich in der letzten Woche bundesweit mehr als 1,5 Millionen Menschen mit dem Coronavirus. Einer Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) sind zudem noch nie so viele Menschen wegen Corona arbeitsunfähig gewesen wie derzeit. Der Gipfel dieser Welle könnte laut RKI-Wochenbericht aber schon erreicht, vielleicht sogar überschritten sein. Tatsächlich sinken die Fallzahlen in Hessen seit Mitte der Woche, am heutigen Freitag wurden 17.106 Neuinfektionen registriert, die Inzidenz lag bei 1.491.


Entwicklung der Neuinfektionen in Hessen

Handel und Gastronomie halten teilweise an Maske fest

Damit der Abwärtstrend in Sachen Neuinfektionen anhält, ruft das RKI trotz der Lockerungen zu umsichtigem Verhalten auf. Darauf hoffen auch viele Einzelhändler in Hessen, wie eine hr-Umfrage zeigt. Demnach soll etwa in Filialen von Edeka, Mediamarkt und Saturn den Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeitenden empfohlen werden, beim Einkaufen weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

In Restaurants, Kneipen und Cafés könnte es ähnlich aussehen: Laut Julius Wagner, dem Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gastronomieverbandes Dehoga Hessen, haben einige Betriebe vereinbart, dass ihre Beschäftigten weiterhin Masken tragen. Andere würden zusätzlich ihre Gäste bis zum Erreichen des Sitzplatzes darum bitten. Der Dehoga geht davon aus, dass 40 Prozent der Betriebe die Entscheidung zum Maske-Tragen ihrem Personal und ihren Gästen überlassen werden.

 
Auf der Suche nach dem Impfpflicht-Kompromiss

Von den Masken zu einem weiteren wichtigen - vielleicht dem wichtigsten - Mittel zur Pandemiebekämpfung: der Impfung. Mit dem gestrigen 1. April ist nämlich klar, was sich schon länger angedeutet hat: Die allgemeine Impfpflicht ist nicht, wie Anfang des Jahres angekündigt, im März in Kraft getreten.

In der kommenden Woche ist im Bundestag zwar eine Abstimmung über eine Impfpflicht ab 18 Jahren ohne Fraktionsvorgaben geplant. Weil sich im Parlament bisher keine Mehrheit für diese unter anderem von Kanzler Olaf Scholz und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD) präferierte Variante abgezeichnet hat, geht es nun darum, einen Kompromiss zu finden. Führende Intensivmediziner schlagen beispielsweise eine Impfpflicht ab 50 Jahren vor, um einer weiteren Corona-Welle im Herbst und Winter vorzubeugen.

Die Entwicklung der auf neue Coronavirus-Varianten angepassten Impfstoffe könnte sich derweil bis zum Herbst verzögern, kündigte Gesundheitsminister Lauterbach an. Er gab den September als Zielmonat aus. Der Impfstoff-Hersteller Biontech erklärte dagegen, das Vakzin schon im Frühsommer bereitstellen zu wollen. In den kommenden Wochen sollen erste Daten der klinischen Studie veröffentlicht werden.


Und jetzt habe ich noch diese drei Themen für Sie:

1. Das Bundesgesundheitsministerium und das RKI wollen die Quarantäne-Regelungen vereinfachen. Die Dauer soll von zehn auf fünf Tage verkürzt werden - auch für Beschäftigte im Gesundheitswesen. Eine formelle Anordnung des Gesundheitsamtes, die häufig jetzt schon nicht mehr erfolgt, soll künftig entfallen.

2. Die sogenannten Bürgertests bleiben bis vorerst 29. Juni kostenlos. Damit haben weiterhin alle Bürger auch ohne Symptome Anspruch auf kostenlose Testungen.

3. . Geimpfte Kinder im Alter von fünf bis 11 Jahren wurden während der Omikron-Welle in den USA seltener ins Krankenhaus eingeliefert als ungeimpfte Kinder. Das zeigt eine Studie des US-Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) sowie des Bostoner Kinderkrankenhauses. Das Risiko schwerwiegenderer Folgen war demnach bei denjenigen, die in dieser Altersgruppe mit dem Vakzin von Biontech und Pfizer geimpft wurden, sogar um fast 80 Prozent geringer.

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